Wien - In einer schwierigen Situation befinden sich nach Angaben der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) die österreichischen Autohändler. Von den etwa 3.000 Markenhändlern könnten mittelfristig nur mehr 2.000 übrig bleiben. Hauptgründe: Die großen Autohersteller straffen ihre Vertriebsnetze, der Druck auf die Händlerspannen nimmt immer stärker zu. "Erbitterter Preiskamp um Verlustgeschäfte" Den "größten Umstrukturierungsprozess in der Geschichte der Branche" konstatierte Heinz Havelka, Vorsitzender des Bundesgremiums Fahrzeughandel am Mittwoch vor Journalisten: "Oft wird um Verlustgeschäfte auch noch ein erbitterter Preiskampf geführt." Auch von Seiten der Hersteller werde immer mehr Druck auf die Händler ausgeübt, was sich zum Beispiel bei den Spannen im Fahrzeughandel zeige. Dies werde auch Auswirkungen auf die Rabattsituation haben: "Der Konsument wird in Zukunft viel weniger bis keinen Rabatt mehr erhalten", so Havelka. Straffere Vertriebsnetze Derzeit gibt es in Österreich etwa 3.000 Marken - sowie 1.500 ungebundene Autohändler. "Viele Betriebe befinden sich in größten Existenzproblemen", assistiert auch der Vize-Vorsteher des Fahrzeughandelsgremiums, Josef Schirak. Als "Untergrenze" des Auskommens werde ein Verkauf von 300 bis 400 Neuwagen pro Jahr angenommen, tatsächlich verkauften heute 80 Prozent der Händler weniger als 150 Autos jährlich. Mittelfristig müssten rund 20 bis 30 Prozent der Betriebe schließen. Dazu kommt, dass die Serviceintervalle auf Grund der immer besser werdenden Qualität der Wagen immer größer würden. Für "durchaus denkbar" hält es Schirak, dass es in vier, fünf Jahren nur mehr 2.000 Vertragshändler geben wird. Praktisch alle Hersteller strafften das Vertriebsnetz und vergrößerten die Verkaufsgebiete. Fahrzeughändler fordern Verlängerung der Gruppenfreistellung Vehement setzt sich der Fahrzeughandel für die Fortführung der sogenannten Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) durch die EU ein, die im September 2002 ausläuft. Die GVO, die den Hersteller abhängigen Autohändlern einen Gebietsschutz bietet, laut Havelka schon allein im Interesse der Aufrechterhaltung klein- und mittelbetrieblicher Strukturen notwendig. Ohne die GVO werde passieren, was im Lebensmitteleinzelhandel passiert sei, sagte Havelka: "Wollen wir wirklich, dass zwei oder drei Große, die dann auch die Preise bestimmen, alles in der Hand haben?" Die GVO sei ferner notwendig, um die Qualität und Kompetenz von Ersatzteilversorgung, Service und Reparatur zu sichern. Und schließlich liege die Gruppenfreistellung auch im Interesse der Konsumenten. Diese Forderung werde auch von den österreichischen Konsumentenschützern, aber auch den Autofahrerklubs, dem Bundeskanzleramt und der Arbeiterkammer unterstützt, sagte Havelka. Der oftmals befürchtete private "Parallelimport" stelle - da die Preise im EU-Vergleich einigermaßen gering seien - kein Problem dar, bemerkte Havelka. (APA)