Mit beträchtliche Anstrengungen an Investitionen und Marketing – es handelte sich wie berichtet um die bisher größten Werbekampagne in der Geschichte Nokias - hat der finnische Handy Gigant sein Spiele-Handy N-Gage auf den Markt gebracht. Böse Zungen nennen das N-Gage Nokias "Altersvorsorge", denn anbetrachts des schwachen Wachstums und gesättigter Märkte scheint klar, dass Handys alleine den Glanz von Europas Technologie-Paradeunternehmen nicht erhalten werden können (Der Webstandard berichtete).

Dementsprechend hoch gesteckt sind die Ziel Nokias, bis Jahresende will Nokia-Österreich-Chef Heiki Tarvainen "mehrere 10.000 Stück" davon verkauft haben.

Ob das Spiele-MP3-Radio Handy auch hält was es verspricht lesen Sie im folgenden Webstandard-Test.

Bild. Nokia

Das N-Gage bringt bei einer Abmessungen von 133,7 x 69,7 x 20,2 mm 137 g (inkl. Standard-Akku) auf die Waage und kann damit noch einigermaßen einfach in der Hosentasche verstaut werden. Das Gerät enthält ein Farbdisplay mit Hintergrundbeleuchtung (176 x 208 Pixel), ein 5-Wege-Steuerkreuz und ein Lautsprecher.

Das Gerät läuft unter Symbian OS mit Unterstützung für Java 2 Micro Edition (J2ME™).

Im Bild: Der Desktop

Screenshot: Webstandard

Dank einem TriBand-Modul kann in GSM-Netzen mit 900, 1.800 und 1.900 MHz telefoniert werden werden, unterstützt werden zudem GPRS und HSCSD.

Telefonbuch und Kalender können per SyncML mit den Terminen auf dem Computer abgeglichen werden.

Das Gerät besitzt 3,4 MByte an integriertem Speicher.

Screenshot: Webstandard

Die Verbindung anderen N-Gage-Geräten oder dem PC läuft über Bluetooth, auch eine USB Schnittstelle ist integriert.

Mit der Bluetooth-Technologie haben sich mittlerweile auch schon eigene Trends wie das so genannte "Bluejacking" entwickelt. (Der berichtete)

Nachlese

Neuer Handy-Trend: "Bluejacking"

Screenshot: Webstandard

Das N-Gage bietet neben den Spielen auch einen MP3-Player. Dieser spielt MP3- und AAC-Dateien und greift auf die mitgelieferte MMC-Karte zu, die über eine Speicherkapazität von 32 MByte verfügt.

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Die MP3s werden mit eigener Software verwaltet, aber auch der Explorer kann nach der Installation der Nikoa-Software zum Einsatz kommen.

Für die Übertragung kommt USB zum Einsatz, das benötigte Kabel wird mitgeliefert. Die Musik kann entweder über den integrierten Lautsprecher oder über die mitgelieferten Kopfhörer/Freisprechanlagen gehört werden. Letzteres bietet deutlich bessere Qualität.

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Mit dem N-Gage ist es auch möglich Radio zu hören. Dies geht allerdings nur bei angesteckten Kopfhörern, da diese auch als Antenne fungieren. Bis zu zwanzig Sendeplätze können gespeichert werden, die Qualität überzeugt zumeist.

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Radio aber auch andere Soundquellen können mit dem N-Gage im AAC Format gespeichert werden. Das entsprechende Kabel ist im Lieferumfang enthalten, die Aufnahmen fallen allerdings sehr leise aus.

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Mit dem N-Gage ist es möglich SMS, Multimedia Nachrichten und E-Mails zu versenden. Die E-Mail-Protokolle IMAP4, POP3, SMTP, MIME2 werden unterstützt.

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Multimedial Inhalte spielt der Real-Player ab. Der Download der angebotenen Filme hat im Test (mit dem Betreiber T-Mobile) allerdings nicht funktioniert.

Screenshot: Webstandard

Ein XHTML-Browser ist integriert.

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Der wichtigste Punkt bei Nokias N-Gage sind natürlich die Spiele:

Der von Sega bekannte Sonic treibt im gleichnamigen Jump an Run Spiel sein Unwesen, Puyo Pop handelt ist eine Tetris-Variante und auch Puzzle Bobble VS ist nicht ganz neu. Es handelt sich dabei um eine Adaption des Klassikers Bust-a-Move, in dem man mit einer Kanone man bunte Kugeln schießt und versucht mindestens drei gleichfarbige Bälle zusammenzubringen, da diese sich dann auflösen.

Diese Spiele sind keine wirklichen Innovationen, obwohl die Games – wie ja bei Klassikern meistens der Fall – doch einiges an Spielspaß bieten.

Pandemonium bietet eine für das Gerät sehr gute Grafik, überhaupt ist das Jump and Run Game liebevoll gestaltet.

Auch Tony Hawk kann überzeugen, auch wenn die Grafik nicht immer perfekt ist. Eine Vielzahl an Tricks bietet aber trotzdem viel Spiel-Vergnügen.

Screenshot: Webstandard

Eines der besten derzeit erhältlichen Spiele ist Tomb Raider. Lara-Croft erlebt auch am Handy durchaus abwechslungsreiche Abenteuer.

Der Umfang der Spiele ist eher gering, alle können relativ schnell durchgespielt werden, was aber in Anbetracht der begrenzten Akku-Zeit vielleicht kein Schaden ist.

Das 176 x 208 Pixel Farbdisplay ist nicht immer ideal, da durch das ungewohnte Hochformat oft der Überblick verloren geht.

Gelungen ist der Multi-Player-Modus, der von zahlreichen Spielen unterstützt wird. Drahtlos können mehrere UserInnen über Bluetooth miteinander spielen.

Screenshot: Webstandard

Über die N-Gage Arena sollen in Zukunft SpielerInnen weltweit gegeneinander antreten können – dieses Service ist aber derzeit noch nicht funktionsfähig.

Ansichtssache

Die N-Gage Spiele-Highlights

Screenshot: Webstandard

Spiele können aber nicht nur um teure 40 bis 50 Euro erstanden werden. Billiger gibt es Spiele im Internet, die dann auf der Symbian Plattforme laufen.

Zudem wurde bereits der Code, der Nokias proprietäre Software schützt, geknackt. Damit können die N-Gage Spiele auf allen anderen Geräten mit dem selben Betriebssystem gespielt werden, der Crack bedeutet aber aber auch, dass künftig eine Vielzahl an Spielen aus dem Internet heruntergeladen werden kann (Der Webstandard berichtete).

Nachlese

Nokias N-Gage gecrackt

Bild: Webstandard

Neben MP3/Radio-Player und einer Handheld Spiele Konsole ist das N-Gage aber schließlich auch ein Handy und man kann damit auch telefonieren.

Das geht auch gar nicht so schlecht, allerdings muss man sich an das eher eigenwillige Design des Geräts erst gewöhnen. Der Lautsprecher ist nämlich auf der Seite angebracht, die Handhabung des Geräts beim Telefonieren erfordert also einige Umgewöhnung.

Tatsächlich machen sich über dieses Phänomen bereits Menschen weltweit lustig, wie diverse Websites beweisen.

Bild: Webstandard

Das größte Manko des Geräts betrifft die Speicherkarten. Diese können nämlich nicht einfach ausgetauscht werden, da sie sich unter dem Akku befinden. Möchte man nun also ein anderes Spiel spielen oder etwa Musik hören, ist dazu ein Wechsel der Karte nötig. Dies ist zwar keine wirklich komplizierte Angelegenheit, aber gerade in der U-Bahn/im Zug etc. ist das Auseinanderbauen des Covers, das Entfernen des Akkus und schließlich die Handhabung der kleinen Multimedia Karten kein Kinderspiel – gerade aber auch Kinder soll das Gerät wohl ansprechen.

Bild: Webstandard

Bild nicht mehr verfügbar.

Fazit

Nokia ist mit dem N-Gage eine gute Kombination aus Handy, portabler Spielkonsole, Radio und MP3-Player gelungen. Nach ersten Anfangsschwierigkeiten funktioniert das Telefonieren erstaunlich gut, die Spiele sind – abgesehen vom Preis – durchaus ansprechend.

Die Steuerung ist in den allermeisten Fällen gut, zum schnellen SMS Tippen sind die Tasten durchaus geeignet, wenn auch ein wenig weich.

Der MP3-Player lässt kaum Wünsche offen, ärgerlich ist allerdings, dass die mitgelieferte Multi-Media Karte nur 32 MB groß ist – da ist der Musikgenuss sehr bald zu Ende. Eine MM - Card mit 128 MB ist um ca. 50 Euro im Fachhandel erhältlich.

Unpraktisch ist allerdings das Wechseln der MM-Karten und Spiele, da dazu das Gehäuse zerlegt werden und der Akku entfernt werden muss.

Leider ist das N-Gage ohne SIM-Karte nicht einsatzfähig. Gerade das wäre aber praktisch, zum Beispiel als MP3-Player oder "Ersatz-Gameboy" für Kinder. Positiv ist hingegen der Offline-Modus, in dem die GSM-Funktionen ausgeschaltet sind, das Gerät aber sonst benutzt werden kann.

Etwas lange fällt die Startzeit des Geräts aus. So dauert es im Vergleich zu normalen Handys doch relativ lange, bis zumindest der PIN Code eingegeben werden kann.

Bild. Reuters/LEHTIKUVA

Fazit

Alles in allem bietet das N-Gage aber für alle technikverliebten UserInnen eine gute Möglichkeit ein bis zwei Gadgets weniger mit sich zu herumzutragen und doch einen voll funktionsfähigen MP3-Player, ein Radio, ein Telefon und last but not least eine portable Spielkonsole zu besitzen.(kk)

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N-Gage

Bild: Nokia