Kollektion 1955

Foto: Barbour

neue Kollektion

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Es sind nicht wirklich die angenehmsten Assoziationen, die man mit dieser Marke verbindet: schlechtes Wetter, Nieselregen, ständiger Wind. Barbour ist britische Landbekleidung, sprich Schlechtwetterkleidung, die früher vorzugsweise von Jägern und Bauern getragen wurde, seit geraumer Zeit allerdings auch in der Wildnis der Städte anzutreffen ist. Und das in beträchtlicher Zahl. "Wir produzieren die beste Kleidung für das schlechteste britische Wetter", sagt Margaret Barbour, die seit 1969 dem gleichnamigen schottischen Familienunternehmen vorsteht und beträchtlich daran werkte, aus dem "Hersteller von Ölhäuten und Regenbekleidung" einen Weltkonzern zu machen.

Die langlebigen Jacken aus gewachster Baumwolle sind allerdings noch einiges mehr: Sie sind so etwas wie die Uniform all jener geworden, die Beständigkeit auf ihre Fahnen heften. Das Kleidungsstück einer neuen Mitte, einer Szene, die sich blindlings erkennt und von ihren skeptischen Betrachtern links (oder rechts, wie immer) liegen gelassen wird. Als Christian Krachts Schnöselheld aus "Faserland", jenem Roman, der Mitte der Neunziger das Genre des Popromans einläutete, durch deutsche Landen zog, trug dieser wie selbstverständlich eine Barbour-Jacke. Wie konnte es auch anders sein? Britisches Understatement war damit jedenfalls nicht gemeint.

Margaret Barbour, die jetzt erstmals in Wien weilte, um die Ausweitung ihrer Produktpalette vorzustellen, sind solcherlei Assoziationen zu ihren Kleidungsstücken jedenfalls fremd. Sie spricht von der allgemeinen Änderung des Klimas, davon, dass die Käufer nun auch im Winter lieber leichtere Sachen tragen, und rühmt ihre neue Kollektion. Im Besonderen jene für Damen, einem Novum im bisherigen Unisex-Haus. Tweedübermäntel, Fleecebekleidung, Strickware: Für die (reitende) Dame von Land ist viel Haltbares dabei.

Den Aspekt der Langlebigkeit hält das Unternehmen traditionell hoch: Durch eine regelmäßige Neuimprägnierung bleiben die Jacken viele Jahre wasserdicht, der Reparaturdienst des Unternehmens übernimmt selbst 30 oder 40 Jahre alte Jacken zur Restauration. Ob man damit nicht den Neukauf behindere? "Ganz und gar nicht", gibt sich Margaret Barbour überrascht. "Traditionen sind uns wichtig. Die Kunden haben ja eine ganze Palette an Produkten zur Auswahl."

Apropos Traditionen: In Bälde darf man auch an der Wiener Staatsoper der gewachsten Baumwolle frönen. Der Chor in der im Mai und Juni 2004 zu sehenden Produktion von Wagners "Tristan und Isolde" wird Langmäntel und Umhänge aus dem Hause Barbour tragen. Die Assoziation, die der Kostümbilder in diesem Fall bezweckt: die stürmische Schifffahrt. Hoffentlich befindet sich die neue Mitte nicht bald auf hoher See. (DerStandard/rondo/hil/07/11/03)