Stundenlang im Internet: Die Mädchen suchen zielorientiert Themen und Informationen, die Buben spielen meistens. Surfen ist eine der Hauptsbeschäftigungen. Der eigene PC und das eigene Handy haben die Kommunikation unter Jugendlichen maßgeblich verändert.

Foto: Heribert Corn
Wien - In der U-Bahn erklingt der neueste MTV-Hit als polyfoner Klingelton aus dem Lautsprecher des mit Logos und Covers personalisierten Farbdisplay-Handys. Kaum aus der Schule heraus, melden sich schon die ersten Freunde beim 16-jährigen Christopher. Wie der Tag so war, ob das gemeinsame Computerspielen wie geplant stattfindet, wie es so geht? Dazwischen noch schnell einige SMS und eine Grußkarte an die Freundin mittels MMS verschickt, und die Freizeit kann beginnen.

Verabredungen werden über SMS oder MMS geplant

Fast zwei Drittel der 14- bis 19-Jährigen verschicken jeden Tag zumindest ein SMS (Short Message Service), und schon sechs von zehn Jugendlichen interessieren sich für MMS (Multimedia Messaging Service). Doch wer glaubt, dass Jugendliche einander weniger sehen, weil sie so viel schreiben, irrt. Jugendliche planen nämlich vor allem ihre Verabredungen über SMS oder MMS. Aber auch für viele andere Anwendungen finden Teens diese Kommunikation nützlich. Zu diesen Ergebnissen kommt das Mobilfunkbarometer des Mobilfunkproviders One vom Oktober.

"simsen"

In Österreich telefonieren derzeit knapp sieben Millionen Menschen mit einem Handy. Neun von zehn Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren können sich ein Leben ohne den polyfon klingelnden Begleiter gar nicht mehr vorstellen. Die schnelle und einfache Kommunikation mittels SMS gehört für viele Jugendliche zur täglichen Routine. Da verwundert es nicht, dass bei einer Zahl von weltweit 366 Milliarden verschickten SMS im Jahr 2002 das Wort "simsen" als Verb des Begriffes "SMS-Kommunikation" in den Duden aufgenommen wurde.

Im Windschatten des anhaltenden SMS-Booms steigt auch das Interesse an MMS. Fand letzten Sommer nicht ganz ein Fünftel MMS interessant, so ist es jetzt schon rund ein Drittel aller befragten Handybesitzer. Höher ist das Interesse freilich auch hier bei den Jugendlichen, von denen sich rund doppelt so viele für MMS begeistern.

Nutzungsspektrum

Generell verwenden Jugendliche SMS und MMS aber nicht nur häufiger, sie haben auch ein viel breiteres Nutzungsspektrum als Erwachsene. Sie verwenden die Non-Voice-Kommunikation vor allem zur Planung von Verabredungen und um zu erfahren, was andere gerade machen. Rund ein Drittel verschickt Nachrichten, um selbst welche zu bekommen oder will damit einfach mitteilen, wie es geht.

Auch SMS-Dienste werden verstärkt vor allem für allgemeine Nachrichten, zum Downloaden von Logos oder Klingeltönen sowie für persönliche Informationen wie Kontostand, eingegangene E- Mails oder Ähnliches genutzt. Nahezu alle befragten Jugendlichen sind davon überzeugt, dass "ihresgleichen" mehr Nachrichten mit dem Handy verschicken, und fast genauso viele meinen, dass Erwachsene SMS und MMS eher unpraktisch finden. Einig sind sich Jugendliche und Erwachsene in der Einschätzung, dass SMS oder MMS vorwiegend nur dann von Erwachsenen benutzt werden, wenn sie nicht mit einem Telefonat stören wollen.

Laut Austrian Internet Monitor vom 2. Quartal 2003 haben Jugendliche nach wie vor mehr Wertkarten- als Vertragshandys. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) nutzen die Prepaid-Modelle der Provider, 40 Prozent haben Vertragshandys und drei Prozent der Jugendlichen sogar beides.

Taschengeld und andere finanzielle Zuwendungen, etwa von Großeltern, werden in Wertkarten oder die Bezahlung der Gesprächsgebühren investiert. Vielfach sind es auch die Eltern, die als Vertragskunden bei einem Provider gemeldet sind - das Mobiltelefon wird aber vom Nachwuchs genutzt. (Gregor Kucera/DER STANDARD, Printausgabe, 4.11.2003)