Wien - Spengler Johann (31) hatte immer davon geträumt, die Welt zu umsegeln. Das verbindet ihn vielleicht sogar mit dem auffallend verklärt lächelnden Staatsanwalt. Johann aber hat es auch getan. Er hat von Ried im Innkreis über Sardinien den Sprung nach Afrika geschafft. Und vom Kap der damals noch guten Hoffnung, ein Seemann auf Lebzeiten zu werden, gelangte er bis nach Thailand. Dort endete Johanns Weltreise. Denn der Katamaran "Panta Rei" war zwar 15 Meter lang, äußerst seetüchtig und 650.000 Euro wert, aber er gehörte leider nicht ihm. Das bedeutet nun: vier Jahre Haft wegen Betruges.

Segeln wollte er, sonst nichts

"Kriminell wollte ich nie werden", sagt der Spengler, der mehr an Harry Potter als an Vasco da Gama erinnert. Segeln wollte er, sonst nichts. Und ein Schiff wird kommen, dachte er. Ursprünglich hatte er sogar vor, eines zu kaufen. Nach einer Personenschutzausbildung war er in Ägypten bei einem saudi-arabischen Prinzen beschäftigt. Damals hatte er gut verdient.

Zuwenig Geld für ein Schiff

Daneben ließ er Microsoft-Aktien und Philharmoniker-Münzen arbeiten. "Schöne Gewinne", sagt er: "Geld ist bei mir immer von allein gekommen" - gegangen aber auch wieder, und da sprang kein Schiff dabei heraus. "So beschloss ich, einen Katamaran zu chartern und nicht mehr zurückzubringen", gesteht er. Er organisierte sich falsche Papiere, fettete sein Theoriewissen mit einem Skipperkurs in Kroatien auf. Und am 24. 8. 2002 stach er mit der erschwindelten "Panta Rei" von Puntaldia aus in die See.

Eine Crew voller Notstandshilfe-Empfänger

"Und Ihre Crew?" fragt der Richter. "Zwei Freunde, die unbedingt mitwollten." - "Vermögende Seeleute?" - "Nein, Notstandshilfe-Empfänger, die gerade Zeit hatten." - Einer stieg in Spanien aus. "Es war ihm zu windig", erzählt Johann. Den anderen erwischte es vor Dakar. "Er hat gesagt, ihm ist das Wetter zu rau, das sei Selbstmord." Der Spengler aber ließ sich nicht entmutigen und ging abenteuerliche Wochen später bei Phuket vor Anker. Dort wollte er für Touristen Bootsführer spielen, um Geld für die Weiterreise zu sammeln.

Aber einerseits war ihm bereits die Interpol auf den Fersen. Andererseits dachte er: "Ein Lebensweg, der kriminell anfängt, kann nicht mehr leicht in der Legalität enden." So flog er heim. (Daniel Glattauer, DER STANDARD Printausgabe 30.10.2003)