Berlin/Prag - Ein UNICEF-Bericht über angeblich umfangreiche Kinderprostitution an der deutsch-tschechischen Grenze ist von dem tschechischen Ministerpräsidenten Vladimir Spidla als "unrealistisch" bezeichnet worden.

"Tschechien betrachtet Kinderprostitution und Kinderpornografie als großes Verbrechen und will auf der Grundlage einer realistisch erstellten Untersuchung dagegen vorgehen. Die Aussagen der UNICEF entsprechen aber nicht der Situation", sagte der Sozialdemokrat am Dienstag der Prager Nachrichtenagentur CTK.

Wachsende Kinderprostitution

Das Kinderhilfswerk UNICEF hat die wachsende Kinderprostitution an der deutsch-tschechischen Grenze angeprangert. Zuhälter reichten deutschen Sextouristen inzwischen schon Säuglinge und Kleinkinder in die Autos, teilte die Hilfsorganisation am Dienstag in Berlin mit. Kinder und Jugendliche böten sich Freiern an Tankstellen oder Raststätten an, ihre Zuhälter seien häufig Eltern oder Geschwister aus ärmlichsten Verhältnissen. "Wir dürfen es nicht länger hinnehmen, dass deutsche Sextouristen nach Kindern fragen. Das ist ein Verbrechen", sagte UNICEF-Schirmherrin Christina Rau.

Polizeisprecherin Blanka Kosinova fehlen Informationen Polizeisprecherin Blanka Kosinova sagte, die tschechischen Behörden besäßen keine Informationen über eine mögliche Kinder-Straßenprostitution. Sie erinnerte am Dienstag an die größte Razzia im Rotlichtmilieu in der tschechischen Geschichte vor drei Wochen, bei der die Polizei 19 Personen festgenommen und 54 Verfahren wegen Menschenhandels eingeleitet hatte. Damals hatten fast 5.000 Polizisten landesweit mehr als 430 Nachtclubs durchsucht. Für Kinderprostitution habe man dabei aber keine Beweise gefunden, sagte Kosinova der CTK. (APA/dpa)