Klagenfurt - Das von Caritas und Wirtschaftskammer initiierte Frauenprojekt in der nordafghanischen Stadt Kundus schreitet zügig voran. Nach nur 100 Tagen steht bereits der Rohbau für das Ausbildungs- und Textilverarbeitungszentrum. Im Februar 2004 soll das Gebäude fertig gestellt sein, in dem auch eine Schule, ein Kindergarten und ein Sozialzentrum untergebracht werden sollen. In der Produktionshalle für Textilverarbeitung sollen - DER STANDARD berichtete - Frauen und Mädchen zu Schneiderinnen und Stickerinnen ausgebildet werden und dann in der kleinen Textilfabrik arbeiten.

"Die Leute vor Ort sind ungeheuer engagiert", erzählt Caritas-Projektkoordinator Peter Quendler dem STANDARD. "Auch die Frauen wollen unbedingt mithelfen". In dieser strikten Männergesellschaft "eine Sensation", meint Quendler.

Es gehe bei diesem Projekt nicht darum, die kulturellen Eigenheiten des Landes - die überwiegende Mehrheit der Frauen trägt etwa auch nach dem Ende des Talibanregimes noch die Burka - zu verändern. "Wir wollen den Menschen helfen, ihr Leben nach Jahrzehnten blutiger Kriege wieder selbst in die Hand zu nehmen." Sonst würde das Land bald wieder in Kriminalität und Terror versinken, warnt Quendler. Afghanische Frauen, die gut ausgebildet wären, würden Achtung und Respekt ihrer Männer genießen. Das wäre somit schon ein erster Schritt in ein freies, selbstbestimmtes Leben.

Das österreichische Außenministerium unterstützt das Frauenprojekt von Kundus mit 72.000 Euro. Die Sportbekleidungsfirma Eisbär, die auch afghanische Frauen ausbildet, bringt vor Weihnachten 35.000 Friedenskappen auf den Markt, die in österreichischen Hofer-Filialen verkauft werden sollen. Der Erlös kommt ebenfalls dem Projekt zugute. (stein/DER STANDARD, Printausgabe 29.10.2003)