Jerusalem - Die israelische Luftfahrtgesellschaft "El Al" hat in mehrere ihrer Flugzeuge Raketenabwehrsysteme eingebaut. Die Anlagen seien die zivile Variante eines Systems, das bereits in Militärmaschinen eingesetzt werde, berichteten israelische Medien am Dienstag.

Die hitzegeleiteten Raketen würden identifiziert und mit Glühkörpern abgelenkt. Das von "Israel Aircraft Industries" entwickelte Gerät kostet etwa rund 800.000 Euro (750.000 US-Dollar) pro Flugzeug. Die israelische Regierung habe die ersten Ausrüstungen finanziert, weitere Anlagen müssten von "El Al" bezahlt werden, hieß es in den Berichten. Dies werde die Flugpreise erhöhen.

Erst vor einigen Tagen war eine El-Al-Maschine über Kanada umgeleitet worden, weil es Informationen über einen geplanten Raketenanschlag gegeben hatte.

Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen nach 9/11

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hat sich die zivile Luftfahrt mit zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen vor allem gegen die Entführung von Flugzeugen zu wappnen versucht. Darauf, dass Terroristen Flugzeuge in der Nähe von Flughäfen aber auch mit Boden-Luft-Raketen angreifen und abschießen können, hat jetzt als erste die israelische Fluggesellschaft El Al mit dem Einbau von Raketenabwehrsystemen in ihre Maschinen reagiert.

Deutlich wurde die zusätzliche Bedrohung zuletzt im November vergangenen Jahres, als ein israelisches Passagierflugzeug beim Start in Mombasa (Kenia) mit einer Rakete beschossen wurde. Die Maschine wurde knapp verfehlt.

Auch British Airways erwägt Einbau

Ähnliche Überlegungen wie die EL Al hat auch schon die Fluggesellschaft British Airways (BA) angestellt, die nach Zeitungsberichten vom September Gespräche mit den Flugzeugherstellern Airbus und Boeing über die Möglichkeit des Einbaus von Raketenabwehrsystemen in ihre Flugzeuge führt.

Unter anderem mit Hinweis auf die hohen Kosten eines solchen Abwehrsystems und die Folgen von Fehlalarmen soll die BA jedoch die Regierungen weltweit aufgefordert haben, zunächst das Risiko terroristischer Anschläge mit Boden-Luft-Raketen durch eine bessere Bewachung von Flughäfen und ihrer Umgebung zu vermindern. Für British Airways mit seinen 330 Maschinen hätten die Kosten pro Maschine laut "Times" bei rund 840 000 Euro gelegen.

Gegen Flugzeugentführungen haben sich zahlreiche Fluggesellschaften und Flughäfen inzwischen mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen abzusichern versucht. Sie reichen von verschärften Gepäck- und Personenkontrollen über schuss- und einbruchsichere Cockpit-Türen bis zu Videoüberwachungssystemen vor dem Cockpit.

In vielen Maschinen fliegen so genannte Sky-Marshals mit - ausgebildete und bewaffnete Flugbegleiter. Im Cockpit von US-Maschinen fliegen seit April diesen Jahres die ersten bewaffneten Piloten. Die Bewaffnung der bis zu 70 000 zivilen US-Piloten war umstritten.(APA/dpa)