Brände in Kalifornien: Betroffene Gebiete

Grafik: DER STANDARD
Die Waldbrände im Süden Kaliforniens dehnen sich weiter aus. Tausende Menschen haben ihre Existenz verloren - in einem Staat, der ohnehin von wirtschaftlichen und ökologischen Problemen geplagt wird.

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Eine dicke Rauchwolke verdunkelt die kalifornische Sonne, als Peter Murotake zusammenrafft, was er tragen kann, und aus seinem Haus im Simi Valley flüchtet. "Es kam aus dem Nichts, und jetzt ist es ganz nah. Wir könnten alles verlieren, wofür wir so lange gearbeitet haben", sagt der 44-jährige Angestellte eines Supermarkts, ein feuchtes Geschirrtuch als improvisierten Atemschutz vor dem Gesicht.

Mindestens 17 Menschen sind bis Dienstag bei den verheerenden Waldbränden in Kalifornien und Mexiko ums Leben gekommen, 200.000 Hektar Land (das ist mehr als drei Viertel der Fläche Vorarlbergs) sind zerstört, mehr als 1100 Häuser niedergebrannt.

Schwerer Abschied

"Um sieben Uhr hat die Polizei an unsere Tür geklopft, wir hatten eine halbe Stunde Zeit, um unser Haus zu verlassen", erzählt Murotake. Papiere, Fotos und Schmuck sowie einige Kleidungsstücke zum Wechseln sind das Einzige, was die Familie einpacken konnte.

Dann saßen Murotake, seine Frau und ihre drei Kinder im vollgepackten Auto - und brachten es doch nicht übers Herz, das Haus zurückzulassen. "Alles, was wir besitzen, ist dort. Wir werden erst wegfahren, wenn es absolut nötig ist." Später am Tag ist es so weit: Die Behörden ordnen die Evakuierung an, die am Morgen noch freiwillig war.

Dutzende Brandherde

In der Nähe spritzen Bewohner die Dächer ihrer Häuser ab, damit fliegende Glutstücke sie nicht entzünden. Andere stehen auf ihren Dächern, blicken in Richtung der nahenden Flammen und beten dafür, dass sich der Wind dreht.

Zehntausende Südkalifornier müssen ihre Häuser verlassen, ganze Ortschaften sind vom Feuer bedroht. Die Bewohner flüchten vor den Bränden, die seit einer Woche in dem bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat wüten, Dutzende Brandherde zählte die Feuerwehr zwischen Los Angeles und dem mexikanischen Grenzgebiet zu Kalifornien.

Existenz verloren

Susan Clark, die in ihrem Haus in San Bernardino eine Kindertagesstätte betrieb, steht weinend vor verkohlten Resten. Haus und Geschäft der Mutter dreier Kinder hat das Feuer zerstört, wie 450 andere Gebäude in dieser Region auch. "Es ist unfassbar", sagt Clark. "Ich muss meine Rechnungen bezahlen, aber jetzt habe ich keinen Platz zum Leben und keinen Job mehr."

Für den Feuerwehrmann Steve Curley ist es der der schlimmste Brand, den er in 23 Berufsjahren erlebt hat. "Was ich gesehen habe, hat mich schockiert", erzählt er. "Diese Zerstörung. Es war unwirklich." Seit 1991 hat Kalifornien nicht mehr eine derart schwere Feuersbrunst erlebt. Damals ließen 25 Menschen in den Flammen ihr Leben.

Wie ein "Kriegsgebiet"

Der scheidende Gouverneur von Kalifornien, Gray Davis, verglich die Zustände in den betroffenen Regionen mit "Kriegsgebieten" und schätzte den Schaden auf mehrere Milliarden Dollar. Sein Nachfolger Arnold Schwarzenegger feierte bei einem Kurzbesuch im "Kriegsgebiet" die Feuerwehrleute als "große Helden". US-Präsident George W. Bush sagte, die Regierung sei zu jeder möglichen Hilfe bereit.

Peter Murotake, dessen Haus abbrannte, flüchtet sich angesichts des Entsetzens in Sarkasmus. "Was soll man da machen? Wir leben im schönen Südkalifornien - also müssen wir mit Waldbränden und Erdbeben leben, oder nicht?" (Robyn Beck/AFP/DER STANDARD; Printausgabe, 29.10.2003)