Bild nicht mehr verfügbar.

Anhängerinnen der Friedensnobel- preisträgerin Shirin Ebadi. Die Anwältin hat die Auszeichnung für ihren Einsatz für die Menschenrechte erhalten
Foto: REUTERS/Morteza Nikoubazl
Teheran - Im Iran sind zahlreiche Frauen Opfer familiärer Gewalt aus Gründen der "Ehrverletzung". Allein zwischen den Monaten März und Mai wurden in der südwestiranischen Provinz Khusistan 45 Frauen desselben Stammes durch Familienangehörige getötet, wie eine Vertreterin der Regionalregierung am Montag in der Presse berichtete. Die weniger als 20 Jahre alten Frauen seien durch ihre Väter, Brüder, Onkel oder Cousins getötet worden. Als ehrverletzend gelten demnach etwa die Weigerung einer Frau, eine arrangierte Ehe einzugehen, ein Verstoß gegen die islamische Kleiderordnung oder der Kontakt zu einem Mann, den die Familie nicht akzeptiert.

Kein Prozess

"Es gibt keinen Prozess", sagte die Regierungsvertreterin. "Sie töten sie, dann verbrennen sie ihren Personalausweis." Oft sei ein rechtliches Vorgehen gegen solche Tötungen schwierig, oder die Taten würden nicht bei den Behörden angezeigt. Es gebe auch zunehmend Vergewaltigungen in den Familien. Bei der Regierung seien kürzlich 18 Beschwerden von zwölf- bis 14-jährigen Mädchen eingegangen.

In Khusistan, wo zahlreiche Nomadenstämme leben, blühen derzeit den Angaben nach auch vorislamische Traditionen wieder auf. So wird etwa eine Tochter als Trost an einen Stammeschef verschenkt, dessen Eltern gerade gestorben sind. Nach einer anderen Tradition muss ein Mädchen mit einem Verwandten väterlicherseits verheiratet werden. Weigert sie sich, unterliegt sie einer ständigen Bedrohung und darf niemals heiraten. (APA)