Ein kleines Rätsel aus dem Werbefernsehen: Eine mit Einkaufstüten voll bepackte junge Frau vollführt graziöse Beinbewegungen. Es geht vordergründig um eine getanzte Wegbeschreibung (keine Hand frei und so). Aber das Wunder der bemerkenswerten Beinfreiheit reicht noch tiefer - die Dame ist, bemühen wir einen ersten Euphemismus, "unpässlich", ein formidables Produkt stellt jedoch sicher, dass ihr körperlicher Ausdruck auch an diesen Tagen keinerlei Einschränkungen unterliegt.

So weit, so grenzwertig. Zum Thema Monatshygiene (Euphemismus Nummer zwei) kursieren in der Tat (und immer noch) die haarsträubendsten Einschaltungen seit Erfindung des Werbefernsehens. Und seit sich das weibliche Reinheitsgebot auf 365 Tage im Jahr ausgeweitet und die Industrie die Slipeinlage erfunden hat, ist das Betätigungsfeld für Kreative hier schier unermesslich.

Wir erinnern uns also: an Legionen von dick aufgeplusterten Frauengesichtern kurz vorm Erstickungsanfall (Werbung für Luftdurchlässigkeit im Intimbereich), an unglaubliche Garderobebeschränkungen und deren wundersame Aufhebung, an unzählige Testreihen mit blau gefärbten Flüssigkeiten, an zarte Frauenhände, die sich zwecks Demonstration von Größenverhältnissen sanft um Tampons legten, an die Erprobung von allerlei Flügelchen oder an Propagandamaßnahmen für die neuesten Errungenschaften jener Forscherteams, die alleine unser Bestes wollen - Slipeinlagen mit Stringtanga-Passform. Womit wir dann beim nächsten Unsinn wären. (irr, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 28.10.2003)