Wien - Billigairlines buhlen mit Nahe-null-Tarifen um die reisende Kundschaft, die Eisenbahn muss ihre Marktanteile verteidigen. Das macht sie mit der SparNight, einem Billigangebot für Fahrten nach Deutschland und Italien. Nicht immer fährt der Passagier dann aber tatsächlich zu diesem günstigen Tarif.

Dass die SparNight-Plätze kontingentiert sind, wusste Thomas Geiß-Granadia, als er im Juli zwei Tickets Wien-Hannover-Wien buchte. Für eine Fahrt Anfang September. Im "Mobilitäts-Callcenter" der ÖBB nahm ein Angestellter den Wunsch entgegen, vergab eine Kundennummer und versicherte auf Nachfrage, dass man tatsächlich um die günstigen 79 Euro pro Person im Zweierschlafwagen nach Hannover chauffiert werde.

Drei Tage vor der geplanten Abreise wollte der Psychologe seine Kundennummer nutzen, um sich am Bahnhof Baden die Tickets abzuholen. Allein - dort lagen nur die Reservierung für die Schlafwagenplätze, ohne dazugehörigen Fahrkarten. Es seien wohl keine SparNight-Plätze mehr frei gewesen, bedauerte der Schalterbeamte. Und bot dem verdutzten Reisewilligen an, man könne doch 352 Euro aufzahlen, um die Fahrkarten zu bekommen.

Geiß-Granadia lehnte dankend ab und klemmte sich hinter das Telefon, um doch noch zu den zwei Monaten zu vor bestellten und zugesicherten günstigen Tickets zu kommen.

Erfolglos, auch bei der Beschwerdestelle konnte man ihm nicht weiterhelfen. Erst im Sekretariat des ÖBB-Personenverkehrschefs stieß er auf Verständnis. Man bot den beiden Reisenden einen Gutschein über je 50 Euro an, was dem österreichischen Anteil des Fahrpreises entspricht.

"Wir haben abgelehnt und sind dann die 1800 Kilometer mit dem Auto gefahren", berichtet Geiß-Granadia. Auch wenn er weiters täglich von Baden nach Wien mit den ÖBB pendle, Fernreisen wird er zukünftig anders bewältigen - mit Billigairlines.

Zerknirschte ÖBB

Bei den Bundesbahnen gibt man sich zerknirscht. "Die SparNight ist zwar ein Sonderprodukt, aber an sich sind wir durchaus routiniert mit diesen Sonderangeboten", erklärt Pressesprecher Gary Pippan. Offensichtlich sei im vorliegenden Fall aber ein Fehler bei der Datenübermittlung passiert, möglicherweise habe der (externe) Mitarbeiter im Callcenter die Daten falsch in den Computer eingetippt.

Den Ärger der Betroffenen kann Pippan durchaus verstehen, man könne nur um Nachsicht bitten und neuerlich das Gutscheinangebot machen. "Ich hoffe, dass sie doch noch davon Gebrauch machen und die Gutschrift bei einer anderen Reise konsumieren", meint er. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 28.10.2003)