Die Schweinsköpfe werden ein Ohr kürzer gemacht

Foto: bigbrotherawards.at
Traditionell am Abend des Nationalfeiertags abgehalten, war es auch diesen Sonntag wieder soweit: Im Rahmen einer Party im Wiener Flex wurden die Big Brother Awards 2003 abgehalten. Und nach den Streitigkeiten im Vorfeld eigentlich überraschend: Der grosse Favorit, die Firma Herold , musste sich in der Kategorie "Kommunikation und Marketing" der Post AG geschlagen geben, letztere erhielt die Auszeichnung für die Datensammelwut im Zusammenhang mit Nachsendeaufträgen. Auf den entsprechenden Anträgen muss nämlich die Zustimmung zum Datenhandel gegeben werden, ansonsten kann dieser von den Postbeamten abgelehnt werden.

Überzeugend

Dass Herold dann doch noch zu seiner Auszeichnung kam, "verdankt" die Firma in überzeugendem Ausmaß dem Publikum: Rund 80 Prozent der Nominierungen befassten sich mit der Firma und ihrer umstrittenen Adresssamlungs-CD "Herold Marketing CD private", ein sicherer Anspruch auf den "People's Choice Award also".

GewinnerInnen, überall

Zu den weiteren Ausgezeichneten gehören noch die Salzburger Geschäftsleute am Rudolfskai, die eine Video-Voll-Überwachung gefordert haben (Kategorie "Business und Finanzen"), die EU Kommission und im speziellen Janelly Fourtou für die so genannte IP-Enforcement Directive, die es Copyright-Inhabern wesentlich einfacher machen soll, über den Internet-Provider an Stammdaten von Internet-Usern heranzukommen (Kategorie Politik) und das Europäische Patentamt, dessn Patent-Vergabepraxis der letzten Jahre "wenig anderes war, als der Versuch, öffentliches Gut, Triviallösungen im Internet an finanzkräftige Anbieter umzuverteilen."(Kategorie Behörden und Verwaltung)

Aufheben

Im Vorjahr wurde Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer mit dem Lifetime Achievement Award ausgezeichnet, angesichts dessen, dass "Datenerhebungen in den Schulen zwecks Erstellung einer so genannten "Bildungsevidenz" gerade jetzt operativ umgesetzt werden" und zumindest eine der beiden nominierten Schulen "schlicht eine Initiative aus dem Unterrichtsministerium umsetzt" hat sich die Jury entschlossen auf die Vergabe heuer zu verzichten und den Award der Ministern ein weiteres Jahr zu überlassen.

Keine Überreichung

Persönlich wollte im Flex übrigens kein Vertreter der mit einem Award bedachten Organisationen Stellung nehmen, beklagen die Veranstalter. Anstatt dessen werden ihnen die Auszeichungen - heuer lösen Schweineohren die Kakerlaken des Vorjahres ab - per Eilboten zugesandt, das europäische Patentamt bekommt sie gar von Georg Jakob, Sprecher des Vereins zur Förderung freier Software, persönlich überreicht. (apo)