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Foto: APA/Jäger

Wien - Am Abend des dritten November 1956 kam das Licht nach Wien, und von den Höhen Döblings strahlte es heller und klarer als je zuvor.

Zehntausende Zuschauer strömten an jenem Tag auf die Hohe Warte, um den besten Fußballklubs der Stadt bei der Arbeit zuzuschauen. Der Austria, die den Wiener Sportklub forderte und der Wacker, die gegen den First Vienna Football Club 1894 antrat. Die Wiener kamen aber nicht nur wegen des Fußballs. Sie kamen, um zu staunen, über die erste unter Flutlicht abgehaltene Sportveranstaltung der Hauptstadt.

Die Zeit vergeht und sie verschont niemanden. 47 Jahre später gehört das Flutlicht zum Inventar nahezu jedes zweitklassigen Unterhausklubs. Die Austria steht auf Platz zwei der Bundesliga und wähnt sich in der Krise. Die Wacker gibt es nicht mehr. Übrig geblieben sind der Sportclub (WSC), der heute Sportklub (WSK) heißt, weil der dreimalige österreichische Meister (1953, 58, 59) namens WSC noch einen Konkurs zu bewältigen hat, und die Vienna. 2001 stieg sie ins Amateurlager ab, dort ist man seitdem geblieben. Am Samstag treffen die beiden Traditionsvereine in der zwölften Runde der Regionalliga Ost aufeinander, im ersten Derby seit zwei Jahren. Von der alten Herrlichkeit ist wenig über geblieben. Mario Kempes trug einst das Vienna-Dress, genauso wie Andi Herzog. Im Sportklub-Leiberl spielten Peter Pacult, Andreas Reisinger und Bernd Dallos, heute Trainer des Klubs. Hans Krankl kickte eine Zeit lang bei beiden Klubs, natürlich hintereinander.

In der Gegenwart steht der Erste Liga-Absteiger Sportklub auf Platz zehn, die Vienna (sechs Meistertitel zwischen 1928 und 1955, dreimal Cupsieger), momentan Fünfter, landete letzte Saison auf Platz drei der Ostliga. Zehntausende werden nicht mehr erwartet auf der Hohen Warte, die seit oben erwähnter Veranstaltung kaum mehr saniert wurde, aber "ein paar Tausend werden es hoffentlich werden" sagt Herbert Sellner, pensioniertes Vorstandsmitglied der CA und heute geschäftsführender Vizepräsident der Vienna. Sportklub-Präsident Franz Fuchs, im Zivilberuf Generaldirektor der Wiener Städtischen Polen, gibt sich, was die Zuschauerzahlen angeht, optimistisch: "Wir haben kaum weniger Zuschauer als in der Ersten Division".

Damit es noch mehr werden, feilt man in Döbling wie in Hernals an der Zukunft. Am Ende könnte der eine Traditionsklub den anderen behindern. WSK-Präsident Fuchs sagt: "Junge Spieler einbauen und nächstes Jahr durch starten." Vienna-Vizepräsident Sellner: "Wir peilen den Aufstieg 2004/05 an". (Klaus Stimeder, STANDARD PRINTAUSGABE 25./26.10 2003)