Margarete Affenzeller

Wien - Das Yiddishspiel-Theater hat sich vor allem eines zum Ziel gesetzt: den Erhalt der jiddischen Muttersprache, der so genannten "Mame Loschen". Seit der Gründung 1987 hat das Ensemble um Shmuel Atzmon (Regie) sein Repertoire aufgebaut. Auch mit Stücken jüngerer Autoren wie Joshua Sobol.

Mit Ephraim Kishon aber lockt man das Wiener Theaterpublikum doch leichter hervor und anlässlich eines zweiteiligen Gastspiels ins viel zu große Theater Akzent. Mit Der Schutzengel - Sejn Numen is Benjamin (mit deutschen Übertiteln) zeigte man eine Satire auf den verstockten Beamtenapparat eines Ministeriums. Das Stück wurde 1953 in Hebräisch uraufgeführt; die Premiere in jiddischer Sprache folgte erst letzten März.

Eine Sprachverwirrung ist es denn auch, die dem zur Satire gereichenden Missverständnis des Stücks zugrunde liegt: Der hebräisierte Name irgendeines Pechvogels macht die obrigkeitsgläubigen Beamten irrtümlich glauben, es handle sich um einen Mann aus höchsten diplomatischen Kreisen. Ein von ihm unterzeichnetes Schreiben empfiehlt so einen Neuankömmling pfeilgerade für einen Posten in der Chefetage. Aus Sicht der lahmen Bürohengste freilich eine glatte Fehlbesetzung. Einzig die enthusiastisch stöckelnde Sekretärin hält ihre Wespentaille gern vor die allzu höflich bewegten Hände des neuen Abteilungsleiters.

Von der väterlichen Erzählung des Teeverkäufers umrahmt, schrieb der Abend märchenhaft eine Wirklichkeit groß, die so klassisch ist, dass sie langweilt, deren hartnäckige Umsetzung aber auch Gefallen fand. Das Ensemble gastiert noch bis Sonntag mit einem musikalischen Kabarett.