Die Musik kann so neu sein, wie sie will und wie sie es beim diesjährigen musikprotokoll in zwei Wochen wohl auch wieder sein wird - so werden dort, wo Neues hörbar wird, doch auch wieder die vertrauten alten Lieder vernehmbar.
Meistens werden sie von jenen angestimmt, deren Werke - ihrer Ansicht nach zu Unrecht - nicht berücksichtigt werden. Die Töne, mit denen sie erklingen, sind meist rau und die Texte höchst prosaisch.
Und weil es, wie man in den Wald hineinruft, auf gleiche Weise widerhallt, sind die Attackierten bei ihrer Verteidigung in ihrer Wortwahl natürlich auch nicht gerade zimperlich. Unnötig zu sagen, dass derlei Responsorien nicht nur im Bereich der Tonkunst erklingen. In den übrigen Kunstdisziplinen verhält es sich nicht anders.
Der damalige Reibebaum der Grazer Musikszene hieß Erich Marckhl, seines Zeichens Landesmusikdirektor und später auch Direktor des Steiermärkischen Landeskonservatoriums. In letzterer Funktion hat er auch mit der ihm eigenen Energie und Kraft zu beharrlicher Insistenz dessen Umwandlung zur nun Musikuniversität genannten Hochschule für Musik und darstellende Kunst durchgekämpft.
Um ihn und um das von ihm gegründete "Studio für zeitlich nahe Musik" scharten sich jene, die sich für modern hielten, und vor allem noch mehr: die sich für ihre Loyalität zu diesem streitbaren Mann berufliche Vorteile erhofften. So schwiegen sie auch devot, als Erich Marckhl in dem von ihm gegründeten Studio mit augenfälliger Häufigkeit seine eigenen Werke aufführen ließ - nicht selten mit seiner geigenden Gemahlin als Interpretin.
Marckhls Vorliebe für sein eigenes Schaffen blieb natürlich nicht unbemerkt. Und es zählte zu den ganz speziellen Ritualen des Grazer Kulturlebens von damals, wenn der (all-)mächtige Musikboss nach diesbezüglich kritischen Pressekommentaren in seinen geschliffenen Reden zu Gegenattacken ansetzte.
In diesen ließ sich immer der Vorwurf der ewigen Gestrigkeit seiner Gegner vernehmen, die - was unausgesprochen, aber fein angedeutet blieb - am Ende gar noch die ästhetischen Ideale der unrühmlichen Vergangenheit hochhielten. Wobei für alle klar zu sein hatte, dass besagte Ideale für ihn nie existiert hatten.
Da wollte es der Zufall, dass in Graz eine Kantate aus der Feder des wortgewaltigen Kämpfers für die Freiheit der Tonkunst auftauchte. Sie stammte aus früheren Jahren. Den Text hatte kein Geringerer als Reichsstatthalter Baldur von Schirach verfasst. Ein besonders eingängiger Vers sei dem Leser nicht vorenthalten: "Trommle Bube, trommle gut,/ Unsre Äcker saufen Blut."
Wer glaubt, dass es nach der Veröffentlichung dieses Textes in der Kleinen Zeitung irgendwelche politischen Reaktionen gab, irrt.