Wien - Drei große Suchtgiftringe konnte die Wiener Polizei in den vergangenen sechs Monaten zerschlagen. Die Ergebnisse der Ermittlungen zeigen laut Exekutive alarmierende Entwicklungen: Die Banden weiten ihren Markt sowohl geografisch als auch altersmäßig immer weiter aus.

32 Verhaftungen

Die drei ausgehobenen Gruppen stammen aus Nigeria, Guinea und dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens, berichteten die Wiener Suchtgiftfahnder am Freitag bei einer Pressekonferenz. Neben der Beschlagnahmung von 17 Kilogramm Heroin und Kokain, 15 Kilogramm Marihuana und 11.000 Ecstasy-Tabletten wurden auch 32 Menschen in Österreich und Deutschland verhaftet, darunter drei mutmaßliche Anführer. Einer von diesen soll auch auf legalem Weg zu 11.950 Euro gekommen sein: Er hat die Summe im Moneymaker-Windkanal erhascht.

Kampf um Monopolstellung

Im Zuge von Überwachungen habe man verfolgen können, dass besonders Tätergruppen aus Nigeria versuchen, im gesamten Bundesgebiet eine Monopolstellung zu erlangen, berichtet Herbert Stübler von der Kriminaldirektion 1: "Es gibt Hinweise auf Kompensationsgeschäfte, mit denen eingesessenen Gruppen die Reviere abgenommen werden."

Strategie der Exekutive

Für Roland Horngacher, den Leiter des Kriminalamtes gibt es auch eine andere alarmierende Entwicklung. Die Dealer würden mittlerweile schon Zwölfjährige ansprechen, behauptet der Beamte. Generell sei die Strategie der Exekutive aber erfolgreich, der Fahndungsdruck auf die Gruppen steige derart, dass mittlerweile Drogen nur mehr nach Vorauszahlung nach Österreich geschmuggelt werden.

Auch Politiker machen sich unterdessen Gedanken. Während der Wiener FP-Politiker Heinz-Christian Strache eine deutliche Reduzierung der Geringfügigkeitsmengen fordert, sprach sich die ÖVP bei einer Drogen-Enquete für verstärkte Prävention aus. (moe, DER STANDARD Printausgabe 25/26.10.2003)