Wichtigste Seminarinhalte im Management in den Ländern

Grafik: STANDARD

Die Führungskräfte der Beitrittskandidaten sind hungrig nach Managementseminaren. Das besagt eine Studie im Rahmen des neuesten Hernstein Management Reports zum Thema "Training und Wei- terbildung". Befragt wurden rund 450 Führungskräfte von Großbetrieben in Tschechien, Slowenien und Ungarn und ebenso viele in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Auftraggeber der Studie waren das Hernstein Management Institut in Wien und die Österreichische Gesellschaft für Marketing (OGM).

"Weiterbildung wird bei den Ostmanagern - besonders vor dem EU-Beitritt - groß geschrieben", sagt Hernstein- Institutsleiterin Katharina Fischer-Ledenice zum STANDARD. Die Führungskräfte aus den EU-Beitrittsländern würden sogar deutlich mehr Weiterbildungsprogramme in Anspruch nehmen, als ihre Kollegen in Öster- reich, Deutschland und der Schweiz.

Lernhungrige Ungarn

Besonders lernhungrig seien dabei die Ungarn: Sie verbringen im Schnitt 12,4 Tage im Jahr mit Aus- und Weiterbildungsprogrammen, dicht gefolgt von den Slowenen mit zwölf Tagen und von den Tschechen mit 11,6 Tagen pro Jahr. Im Vergleich dazu würden Führungskräfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz deutlich weniger Seminare besuchen.

Den Spitzenplatz belegt hierbei Deutschland mit lediglich 8,6 Tagen, danach folgt die Schweiz mit 8,4 Tagen. Schlusslicht ist Österreich mit 7,6 Tagen.

Geht es um die Wichtigkeit der Weiterbildungsthemen, so gehen auch hier die Geschmäcker der EU-Länder und der EU-Beitrittskandidaten auseinander. In den sechs von Hernstein untersuchten Ländern zählen Kommunikation, Führen und Managen zwar zu den am häufigsten ausgewählten Seminarthemen. Ostmanager entscheiden sich derzeit verstärkt für das Thema Strategie (42 Prozent). Besonderer Nachholbedarf besteht bei Managern der neuen EU-Länder in Sachen Marketing: Immerhin haben 34 Prozent der Unternehmen einen Schwerpunkt in in diesem Bereich gesetzt.

Selbstmanagement

Im Gegensatz dazu sei das Thema "Selbstmanagement" bei heimischen, Schweizer und deutschen Managern viel wichtiger (30 Prozent) als bei ihren osteuropäischen Kollegen. Dort messen lediglich 13 Prozent dem Thema besondere Bedeutung bei.

"Seminaranbieter, die in den EU-Beitrittsländern in Sachen Weiterbildung Geschäfte machen wollen, müssen außerdem lokale Kompetenz beweisen", sagt Fischer-Ledenice.

Laut der Hernstein-Studie sollten "Seminaranbieter zumindest eine örtliche Niederlassung in Osteuropa haben, wenn sie auf diesen Märkten erfolgreich sein wollen." Denn: Vor allem ungarische Unternehmen würden sich fast ausschließlich an regionale Anbieter im eigenen Land wenden - und zwar gleich zu 68 Prozent.

Nur die slowenischen Unternehmer würden sich da schon internationaler verhalten: Dort würde sich die Mehrheit der befragten Unternehmen - und zwar gleich 45 Prozent - an internationale Anbieter mit Sitz in Slowenien wenden. 14 Prozent würden es in Erwägung ziehen, Anbieter mit Sitz außerhalb Sloweniens zu beauftragen. "Für die Slowenen sind Referenzen und die Bekanntheit des Anbieters als Auswahlkriterium wichtiger", sagt Hernstein-Chefin Fischer-Ledenice. Außerdem würden besonders die internationalen Konzerne in Osteuropa ihre Mitarbeiter zu den neuesten Seminaren nach Europa versenden. (Judith Grohmann, DER STANDARD Printausgabe, 18./19.10.2003)