Linz - Das Theaterprojekt "Malaria" des evangelischen Diakoniewerks Gallneukirchen in Oberösterreich beschreibt sich selbst als eine "Gruppe theaterinfizierter Menschen, die einfach gerne auftreten". Eine Gruppe von Menschen, die es trotz ihrer unterschiedlichen Behinderungen auf bewundernswerte Weise seit Jahren schafft, selbst adaptierte und geschriebene Geschichten und Bilder professionell in Szene zu setzten.

Dieser Einsatz hat auch dazu beigetragen, dass "Malaria" ihren nächsten Kurzauftritt im Europaparlament in Brüssel hat. Die Theatergruppe folgt damit von 29. November bis zum 1. Dezember einer Einladung des EU-Projektes "Ort zum Leben". Geplant ist eine gemeinsame Aufführung mit Gruppen aus der Schweiz und Deutschland rund um die Geschichte Europas. Malaria spielt dabei die so genannte "Traum-Sequenz".

Die Theaterwerkstatt des Diakoniewerks umfasst insgesamt zwölf behinderte Menschen, die sich intensiv mit dem Thema Theater in all seinen Variationen und Facetten auseinander setzen und bereits auf zahlreiche Bühnenerfolge im In- und Ausland zurückblicken können.

Betreut werden die mittlerweile schon zu echten Profis herangereiften Schauspieler von einer Sozial- und einer Theaterpädagogin, einem Psychologen, einer Schauspielerin vom Linzer Landestheater und fallweise auch einer Logopädin.

Stücke in Eigenregie

"Grundsätzlich wird die Idee für ein neues Stück aber ganz allein von den Schauspielern geboren, auch die Weiterbearbeitung passiert großteils selbstständig", erklärt die Theaterpädagogin Iris Hanousek-Mader im Gespräch mit dem STANDARD. Die Entstehungsgeschichte einer neuen Produktion lebt zunächst vom Brainstorming: "Alle Ideen werden aufgegriffen und mit Videos, Bastelmaterialien und Kinderbüchern weitergesponnen", so Hanousek-Mader. Erst später bringen dann die Pädagogen einen "roten Faden" ein.

Wichtig sei vor allem der lebenspraktische Effekt: "Wir achten darauf, dass die Schauspieler ihre Rollen auch im richtigen Leben erkunden - spielt zum Beispiel einer einen Arzt, stehen sicher Besuche bei einem echten Doktor auf dem Probenkalender."

Die Liebe zum Theater treibt die Malaria immer wieder in andere interessante Aufführungen und zu Theaterfestivals, "wo wir uns immer wieder neue Anregungen für unser szenisches Spiel holen", erklärt die Theaterpädagogin. Darüber hinaus experimentiere man mit verschiedenen Theaterformen wie Clownspielen, Ausdruckstanz, Pantomime, Schattenspiele und Figurentheater.

Derzeit laufen - neben dem Auftritt in Brüssel - vor allem die Proben für die neuste Malaria-Produktion auf Hochtouren. "Das Stück trägt den Arbeitstitel Gentechnik und wird von einem Wissenschafterkongress rund um dieses heikle Thema handeln", gewährt Hanousek-Mader einen kurzen Blick hinter den Vorhang.

Auch bei den Malaria-Akteuren spielen natürlich Starallüren, die Höhe der Gage oder Lampenfieber eine Rolle. Gerade jetzt in der "heißen Probephase" des neuen Stückes seien solche Dinge auch Teil des Theateralltags. Auffallend sei aber der Zusammenhalt unter den behinderten Künstlern: "Alle sind bestrebt, gemeinsam etwas zu schaffen, keiner will den anderen übertrumpfen", erzählt Hanousek-Mader. (DER STANDARD, Printausgabe, 24.10.2003)