Panh begibt sich mit einem einstigen Gefangenen, dem Maler Vann Nath, der die Gräueltaten von damals in Bildern festhält, in das einstige Todeslager und konfrontiert ihn dort mit zwei Wärtern. Eine geradezu unmögliche Ausgangssituation, die dann erstaunlicherweise zu keinem rein subjektiv-biografischen Erfahrungsbericht veranlasst, sondern von Anfang an eher die Frage nach dem Funktionieren stellt: Wie muss man sich ein solches Lager vorstellen? Welche Dienste waren erforderlich? Wie lautete die Befehlsstruktur? Wie gelangte man durch Folter zu Geständnissen?
S 21 wendet unterschiedliche Strategien an, um zu Antworten gelangen: Die gespenstischste ist eine Art theatrale Nachstellung der einstigen Vorgänge. Die verfallenen Räume werden zur Bühne, auf der die Wärter sehr lebendig ihren Umgang mit den Internierten vorführen - was wiederum die Automatisierung ihrer Handlungen veranschaulicht. Die Leere des Ortes ist das Negativ zu dieser Mimesis: Sie zeigt die sehr realen Folgen an. Nath wiederum sieht sich in der Rolle des Verteidigers seiner Bilder wieder: Seine indirekte Zeugenschaft - er konnte die Vorgänge nur erahnen - trifft auf die direkte der Mittäter.
Man kann sich nur darüber wundern, wie bereitwillig (und mit welchem gelassenen Ausdruck auf dem Gesicht) diese Auskunft geben: Vielleicht liegt es daran, dass sie sich auch als Opfer einer umfassenderen Maschinerie begreifen, für die - bei jeder Befehlsverweigerung - das gleiche Urteil wie für die Gefangenen stand. Nicht zuletzt interessiert sich Panh für die Methoden, mit denen die Roten Khmer ähnlich dem NS-Regime das Morden zu anonymisieren versuchten: Statt "töten" sagte man etwa "auslöschen", "zerstören".