Foto: Traxon/Moodlight
Sie lächelt. Ein Blick hin, ein Lächeln zurück. Morgens, mittags, abends. Sogar nachts. Ein böser Blick - ein Lächeln. Ein müder Blick - ein Lächeln. Ein "Ich-ertrage-dieses-Lächeln-nicht-mehr-Blick" - ein Lächeln. Gut, es ist ihr Job, sie ist damit berühmt geworden. Also lächelt die Mona Lisa. Unaufhörlich. Das Original im Louvre lächelt, und Abermillionen Kopien ebenso. Doch mal ehrlich, wer möchte schon ein immer währendes Lächeln an der Wand haben? Wer möchte überhaupt die ganze Zeit dasselbe sehen?

Ein bisschen mehr Sensibilität gegenüber der eigenen Gefühlslage wird man ja wohl verlangen können von seinen Bildern. Zum Beispiel, dass sie grelle Farben zeigen, wenn die Energie mit einem durchzugehen scheint. Dass sie sich dezent zurückhalten, wenn man müde ist. Dass sie fröhlich sind, wenn die Party steigt. Oder einfach nur blau, für diejenigen, die sich "blue" fühlen. "Solche Ambiente-Geschichten setzen sich immer mehr durch", sagt Fabian Hofmann vom Designteam "formgeber-berlin".

Also runter mit den Mona Lisas - es sei denn, es handelt sich um die echte. Und mit den Mondrians, Jasper Johns, den Postern, gerahmten Urlaubsfotos und anderen Ölschinken auch. Die Alternative heißt LED - und dahinter verbirgt sich nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, irgendeine Droge, die einen glauben lässt, die Bilder an der Wand würden sich verändern. Die Abkürzung steht für Light Emitting Diodes - eine neue Generation von Leuchtmitteln, die nicht nur aufgrund ihrer Lebensdauer und des niedrigen Energiebedarfs Glühbirnen - im wahrsten Sinne des Wortes - in den Schatten stellen. Vor allem sind sie so Platz sparend, dass sie in Bilder passen. Und sie lassen sich elektronisch steuern. Was schon länger für Fluchtwege oder Werbeschilder verwendet wird, macht sich nun auch die Innenarchitektur zunutze. In Bars, Hotellobbys und Szenerestaurants findet man zum Beispiel des Öfteren Lichtkacheln, die je nach Intention sich selbst oder ein bestimmtes Objekt ins richtige Licht setzen. Die Farben lassen sich auf Knopfdruck verändern, die Fläche wird vollkommen homogen ausgeleuchtet. "Es gibt die Möglichkeit, die Kacheln als Bild zu verwenden. Meist werden sie aber direkt in die Wand eingebaut. Daher werden sie eher in Büros oder Läden verwendet, wo sich solche Investitionen lohnen", sagt Carsten Tesmer von der Lichtdesignfirma Zumtobel Staff.

Schon fix und fertig zum Aufhängen zu Hause tritt zurzeit das "Moodlight" der britischen Firma Traxon seinen Triumphzug durch die Designershops und Wohnzimmer dieser Welt an. Vier Kacheln in einem Bild, jede ein bisschen nach außen gewölbt. Bis zu 16 Elemente lassen sich zusammenschließen - ein "trendy Eyecatcher", wie Hofmann sagt.

Es gibt vorprogrammierte Lichtkompositionen: "Chill" mit sanften rötlichen Pastelltönen, "Action" mit psychedelischen Mustern oder "Motion" - belebt die Sinne. Diejenigen, deren Stimmungen zu individuell sind, können das Moodlight selbst programmieren. "Sich selbst einzubringen, das ist das gänzlich Neue daran", sagt Carsten Deter von "Das Design". Je nach Lust und Laune die Fernbedienung nehmen, ein anregendes Rot wählen oder ein besänftigendes Blau oder ein entspannendes Hellgrün. Lifestyle und Lichttherapie - endlich vereint. Oder die Musik regelt den Rhythmus des Lichts - das Moodlight kann nämlich auch "hören". Schnäppchen sind diese Ambient Lights nicht gerade. Rund 400 Euro muss man für ein Moodlight-Element hinblättern. "Eines ist in der Wirkung nicht ganz so spektakulär. Vier sehen gut aus, nicht unbedingt nur als Quadrat. 16 sind schon etwas für Großverdiener", sagt Hofmann, der die Moodlight-Klientel kennt. Wer sich das Bohren ersparen und trotzdem bewegte Bilder an der Wand sehen will, bedient sich am besten eines Projektors. Kultstatus erreicht der so genannte Space Projector der Firma Mathmos, der ein wenig an die ersten Discobesuche erinnert. Wunderliche Gebilde erscheinen an der weißen Wand, eine sich drehende Scheibe mit bunten, öligen Flüssigkeiten gibt immer wieder neue Farbenspiele. "Es sieht ein wenig amöbenhaft aus, wie kleine Tierchen unter dem Mikroskop", beschreibt Fabian Hofmann die Bilder. Upgrade Packs mit weiteren Ölrädern gibt es zu kaufen, damit auch immer etwas für die richtige Stimmung dabei ist. Ruhig und langsam verändern sich die Muster, ähnlich wie bei den bekannten Lava-Lampen. Die Projektionen werden bis zu zwei Meter groß. Dass sie auf die Stimmung wirken, steht für den Designer fest: "Die Psyche wird einfach durch Farben beeinflusst, allerdings ist ihre Wirkung nicht für jeden gleich. Sie können die Stimmung beeinflussen, verstärken oder verändern - auch eine Form der Entspannung oder sogar Trance ist erreichbar", sagt Hofmann.

Seit Beamer immer billiger werden, lassen sie sich auch für die eigenen vier Wände zweckentfremden - oder zumindest für eine davon. Einfach DVD auf dem Rechner abspielen, mit dem Beamer an die weiße Fläche projizieren, und die Bilder an der Wand können quasi laufen. So genannte Loops steuern das Programm so, dass dieselbe Sequenz immer wieder von vorne beginnt. DVDs, eigens dafür geschaffen, gibt es bereits für wenig Geld zu kaufen. Landschaft mit Wasserfall zum Beispiel. Psychedelische Muster für Leute, die den Computer als Musikanlage verwenden. Die Bestseller sind zurzeit die Meeresbrandung und das Lagerfeuer. Ob Mona Lisa wohl angesichts dieser neuen Techniken das Lächeln vergeht? "Das müsste nur jemand programmieren. Mit dem richtigen Bildbearbeitungsprogramm ist das sicher kein Problem", sagt Hofmann. (Katrin Stockmayer, DER STANDARD, rondo/24/10/2003)