Graz/Wien - Möbel waren schon immer weniger leicht zu verkaufen als Bilder. Der Handel mit solchen erfordert jedoch einen beträchtlichen Aufwand: Für Messen müssen Barockkästen zerlegt und zur Präsentation wieder aufgebaut werden, "Probestellen" bei interessierten Kunden ist die Norm - wobei zu hoffen bleibt, dass Stiegenhaus und Eingangstür ausreichend dimensioniert sind.

Außerdem verfügen Wohnungen wie Häuser generell über mehr Hänge- als Stellfläche. Insgesamt wundert es also wenig, dass der überwiegende Teil eines Messeumsatzes mit Bildern gemacht wird. "Flachware" ist leicht transportabel, für den Händler wie den Käufer. Wirft man einen Blick auf den Beginn der Herbstsaison, wird dies bestätigt.

Bei der 28. Grazer Messe für Kunst und Antiquitäten Anfang Oktober etwa, wo Anbieter wie Tazl Antiquitäten (Weiz), der Kunsthandel Schauer (Krems) oder das Kunsthaus Wiesinger (Wels) dieserart zu den weniger Frequentierten gehörten. "Spontankäufe sind selten geworden", bringt Ernst Popp vom Kunsthaus Wiesinger die zurückhaltende Stimmung auf den Punkt. Zudem "erfolgt die Kaufentscheidung in dieser Sparte auf Basis emotionaler und praktischer Faktoren. In ein Bild kann man ja nichts hineinstellen."

Bei der erstmals auf neuem Standort (Seifenfabrik) veranstalteten Messe in Graz gehörte die bildende Kunst vom Zeitpunkt der Vernissage an zu den größten Umsatzträgern. Martin Suppan, erstmals in Graz, verkaufte gleich zu Beginn Friedensreich Hundertwassers Vogelmotiv in grün und rot aus dem Jahr 1956 für 110.000 Euro. Bruno Gironcoli avancierte bei Thoman zum Verkaufsschlager.

Die höchste Anzahl an Verkäufen verzeichnete die Heidelberger Galerie G. Petra Kern traf mit Arbeiten der Grazer Künstlerin Norbertine Bresslern-Roth die richtige Entscheidung. Innerhalb von nur drei Tagen wechselten elf Werke den Besitzer. Am Ende war die Stimmung unter den Kunsthändlern sehr positiv. "Man spürte eine regelrechte Aufbruchsstimmung", freut sich Veranstalterin Gerti Kohsem (MAKUKO), "der Wunsch, diese Messe künftig zweimal im Jahr durchzuführen, wurde von vielen Ausstellern an uns herangetragen". Man darf darauf hoffen, dass die angespornte Kauflust auch auf Wien übergreift.

Vom 1. bis zum 9. November findet in den Palais Ferstel und Harrach die Kunst- und Antiquitätenmesse des Verbandes Österreichischer Antiquitäten- und Kunsthändler statt. Knapp 40 Aussteller präsentieren die gesamte Bandbreite bildender und angewandter Kunst. Schwerpunkte sind einerseits das aufgestockte Segment bei Schmuck und andererseits vier Sonderausstellungen: Theodor Alescha beim Kunsthandel Widder, Albrecht Dürer - abseits der Hasen bei Kössl Kunst & Teppich, Carl Wenzel Zajicek bei der Galerie Szaal sowie Schleiß Keramik beim Antikhaus Freller.

Der eingangs erwähnten Herausforderung begegnen etwa die Galerie Szaal oder Antiquitäten Wimberger mit ausgesuchten Exponaten aus der Zeit des opulent-repräsentativen Barocks oder des bürgerlich-eleganten Biedermeiers. (DER STANDARD, Printausgabe, 23.10.2003)