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ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel

Foto: APA/ Techt

Weltcup-Termine in Österreich.

Grafik: DER STANDARD
Wien/Sölden - Peter Schröcksnadel ist nicht ganz zu Unrecht der Meinung, dass der Winter sein Heimstadion ist. Dort spielt er, und wer mitspielt, der muss fragen und zahlen. Mit dieser Ansicht hat Schröcksnadel, der so gerne Skirennläufer geworden wäre und es immerhin zum Präsidenten des österreichischen Skiverbandes schaffte, das teuerste, beste und werbeträchtigste Skiteam aufgebaut. Pro Jahr gibt der ÖSV für den gesamten, den Alpin- und den Nordischen Sektor umfassenden Rennsport mehr als elf Millionen Euro aus. Schröcksnadel will die Zahl zwar nicht gerne veröffentlicht wissen, "weil der Neid rundherum zu groß ist".

Von der Werkstätte zum offenen Marktplatz

Schröcksnadel hat das Budget seines Verbandes binnen Zehnjahresfrist mehr als vervierfacht. Die Zeiten haben sich geändert, der ORF muss jetzt richtig Geld zahlen, wenn er Skirennen in Österreich übertragen will, früher bekam er die Rechte (Ähnliches gilt ja für den Bundesliga-Kick) für eine symbolische Summe. Der Skipool verwandelte sich von einer geschützten Werkstätte für österreichische Wintersporterzeugnisse in einen offenen Marktplatz. Geschäftsführer Reinhold Zitz hat dort rund 40 Firmen (mit 60 Ausrüsterzulassungen) versammelt, erwirtschaftet einen Zuschuss von rund 2,7 Millionen Euro für den ÖSV. Zitz: "Dazu kommen sämtliche Materialien für 100 alpine und 150 nordische Sportler, die Serviceleistungen und Serviceleute und die Zahlungen an die Sportler, in Fixa und Prämien." Insgesamt ergibt das ein rennsportrelevantes Volumen von geschätzt fast 22 Millionen €. Atomic hat einen Umsatz von etwa 150 Millionen €, hält fünf Zulassungen.

Ende einer Winter-Ehe

Die Wirtschaftskammer zahlte zuletzt 550.000 Euro im Jahr, wie Finanzchef Manfred Hofmann betont. Seit 1994 scheint die Kammer jedoch nicht mehr glücklich mit ihrem Engagement gewesen zu sein, dessen sichtbarstes Zeichen die Österreichhäuser bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften darstellten. Jedes Jahr wurde gekündigt, jedes Jahr wurde die Mitgliedschaft wieder um ein Jahr verlängert. Jetzt ist die in vier Zeilen schriftlich ergangene Kündigung endgültig. Am 30. April 2004 ist die Winter-Ehe zu Ende.

Hofmann: "Nach 30 Jahren darf man doch, muss man doch über eine Neuorientierung nachdenken. Wir haben die Umlagen gesenkt, wir prüfen die Sinnhaftigkeit aller Förderungen. Vielleicht ist die Unterstützung einzelner Projekte sinnvoller als eine Mitgliedschaft?" Sollen sie nur prüfen, witzelte ÖSV-Präsident Schröcksnadel am Montag, als er im Parlament auf die Saison vorausblickte. "Aber was machen sie dann mit ihren Österreichhäusern, wenn kein Mensch mehr von uns hingeht?"

Die Studie

Früher wurden diese Außenposten der heimischen Wirtschaft aus den Mitteln der Außenhandelsförderung bezahlt. Hofmann: "Seit dem EU-Beitritt gibt's keine Außenhandelsförderung mehr." Von der EU verboten, wie so viele als "Subvention" erkannten Posten. Die Kammer gab wie in so vielen Fällen, wenn die Ratlosigkeit drückt, eine Studie in Auftrag: "Wintersport in Österreich: Förderung und Bedeutung." Sie soll knapp vor Weihnachten veröffentlicht werden, so Hofmann. Bis zu diesem Zeitpunkt habe sich die Kammer Bedenkzeit erbeten, so Zitz. Seiner Meinung nach gehe die Studie "am Thema" vorbei. "Statt Organisationsvergleiche der Verbände Österreichs und der Schweiz anzustellen, hätte man doch besser die Umwegrentabilität von Skirennen in Österreich oder die Wirkung der Österreichhäuser untersucht." (DER STANDARD, Printausgabe, 23. Oktober 2003, Johann Skocek)