Bild nicht mehr verfügbar.

Ernst Krenek (1900-1991; Bild von 1947)

Foto: APA/Ernst Krenek Institut

Wien - Der Nachlass des 1938 aus Österreich vertriebenen und bis zu seinem Tod heimatlosen österreichischen Komponisten Ernst Krenek (1900 bis 1991) findet ein neues Zuhause in Krems. Auf dem Gelände der dortigen Donau-Uni wird ab Jänner 2004 die Ernst-Krenek-Privatstiftung ihren operativen Sitz haben, das gesamte Vermächtnis des Komponisten wird auf Wunsch seiner Witwe in diese Stiftung eingebracht.

Permanente Ausstellung in Planung

"In Krems kann man international für Krenek arbeiten, dazu braucht man nicht in New York oder Wien zu sein", freute sich Gladys Nordenstrom Krenek, die Witwe des Komponisten und Verwalterin seines Erbes am Mittwoch bei einem Pressegespräch.

Weiters ist ein Dokumentationszentrum mit einer permanenten Krenek-Ausstellung in noch zu findenden Räumlichkeiten geplant, mit der Minoritenkirche Stein stehe ein etablierter Aufführungsort für Krenek-Werke zur Verfügung. Neben seiner Hitoper "Jonny spielt auf" gebe es "viele Opern von Krenek, die entdeckt werden müssen", so seine Witwe, die einen Prozentsatz der von ihr eingenommenen Tantiemen an die Stiftung zahlen wird und diese auch als Erbe eingesetzt hat. Nach ihrem Ableben werden alle Tantiemen des bis 2061 geschützten Schaffens Kreneks an die Stiftung fließen.

Verstreute Rechte

Mit einer einmaligen Investition von 1 Mio. Euro finanziert das Land Niederösterreich die Errichtung der notwendigen Infrastruktur. Sowohl Bund (rund 145.000 Euro) als auch Land (50.000 Euro) werden der Krenek-Stiftung jährliche Förderungen zukommen lassen.

Ziel der Institution wird die Aufbewahrung und Erschließung des Nachlasses, der u. a. 64 Kisten mit "kostbaren Sachen von Krenek" (so seine Witwe) und über 3.000 originale Musikblätter beinhaltet und dessen Wert im Vorfeld auf 1,4 Mio. Euro geschätzt wurde, und die Verbreitung des Werkes Kreneks sein. Die Rechte an seinen Werken sind auf 21 Verlage verteilt. "Kreneks Schaffen und Denken kann fruchtbar werden", so Ernst Kovacic, Vorsitzender des Vereins Ernst Krenek. Die in Krems gegebenen Möglichkeiten seien "der Bedeutung Kreneks würdig". An der Donau-Uni soll in Zukunft ein Zentrum für zeitgenössische Musik entstehen, meinte Pröll. "Für uns ist die Akte Krenek nicht abgeschlossen".

Über die Rückkehr des restlichen Nachlasses (ein Teil davon war schon zuvor in Wien) nach Österreich ist schon seit mehreren Jahren verhandelt worden. Die Verhandlungen mit Wien, wohin Kreneks Nachlass ursprünglich zurückkehren sollte, seine deshalb geplatzt, weil "weder die Räume noch die finanziellen Angebote" den Arbeitsaufwand ermöglicht hätten, der mit einer Aufarbeitung von Kreneks Schaffen verbunden ist, so Kovacic. Der Nachlass hätte in Räumlichkeiten der Musiksammlung der Stadt Wien untergebracht werden sollen.

"Provinz neu definieren"

Österreich stehe "in einer Dankschuld gegenüber Frau Krenek", da diese den Nachlass des Komponisten aus den USA, wo dieser gelebt hat, nach Österreich zurückbringen lasse, so Kunststaatssekretär Franz Morak (V). Der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (V) betonte, dass Krems mit der Krenek-Stiftung "über den nationalen Kulturrahmen hinaus auf die internationale Ebene" gehoben werde.

Morak sieht die Etablierung der Krenek-Privatstiftung in Krems als "wesentliche Bestätigung meiner Kulturpolitik". Der Kunststaatssekretär treibt die verstärkte Förderung von Kultur abseits der Hauptstadt voran. "Der Begriff Provinz ist neu zu definieren, Kultur ist ein unerlässlicher Standortfaktor", so Morak. (APA)