Berlin - Angesichts der bevorstehenden Abstimmung des deutschen Bundestags über den Einsatz der Bundeswehr im afghanischen Kunduz haben Hilfsorganisationen ihre Warnungen vor den zivil-militärischen Wiederaufbauteams erneuert. Ulrich Delius von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) bezeichnete diesen Einsatz als unnötig, wie die "Berliner Zeitung" (Mittwochausgabe) berichtet.

In anderen Regionen sei die Lage gefährlicher, sagte Delius. Die Verquickung humanitärer und militärischer Interessen gefährde zudem die Arbeit der zivilen Helfer. Sie könnten Opfer von Anschlägen werden, da sie von der Bevölkerung nicht mehr als unparteiisch angesehen werden, sagte der GfbV-Vertreter. Die Sicherheitslage im Land habe sich dramatisch verschlechtert, internationale Helfer würden verstärkt angegriffen.

Bedenken

Der Leiter der Katastrophenhilfe bei Caritas Internatonal, Jürgen Lieser, äußerte "Bedenken, dass das Konzept der Bundesregierung zu einer gemeinsamen Wahrnehmung von Soldaten und unseren Mitarbeitern in Afghanistan führt". Die Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, Ulrike von Pilar, sagte: "Wir wollen weiterhin als Mediziner von der Bevölkerung angesehen werden und nicht als Teil einer politischen Agenda." Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) fürchtet, dass anderenfalls "die Glaubwürdigkeit einer neutralen Organisation dahin" sei. Grundsätzlich befürworte das DRK aber Bundeswehreinsätze zur Sicherung der Arbeit der Hilfsorganisationen, sagte DRK-Sprecher Frederik Barkenhammar.

Der Bundestag soll am Freitag über die Ausweitung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr abstimmen. Die rot-grüne Regierung hatte sich Anfang September grundsätzlich darauf verständigt, bis zu 450 Bundeswehrsoldaten zum Schutz des Wiederaufbaus in die Region Kunduz zu schicken. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatte in der vergangenen Woche das Mandat der NATO-geführten Afghanistan-Truppe über die Hauptstadt Kabul hinaus erweitert. (APA)