Den Bemühungen um ein österreichweites Mammografie-Screening - also die Untersuchung (scheinbar) Gesunder ohne Symptome - steht der Epidemiologe Christian Vutuc vom Wiener Institut für Krebsforschung kritisch gegenüber: "In Österreich müssen zuerst die Bedingungen geschaffen werden, um ein kontrolliertes Screening durchführen zu können. Erst auf dieser Basis kann man den Wirkungsgrad und damit die Sinnhaftigkeit einer Maßnahme überprüfen."

Dass die Mammografie durchaus etwas bringe, wenn sie auf Basis kontrollierter Untersuchungen erfolge - also mit der optimalen Ausrüstung, bei bestmöglich geschulten Ärzten etc. - bestreitet Vutuc nicht. Bei nicht kontrollierten Untersuchungen könne man aber "nie sagen, wie gut der Arzt ist, bei dem man landet". Grundsätzlich gehe es ihm um Qualitätssicherung: "Es muss ja auch die Qualität der Untersucher überprüft werden."

Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe, sieht die Angelegenheit nicht so kritisch und glaubt, dass auch andere flächendeckende Untersuchungen Sinn machen würden: "Das organisierte Screening ist die optimale Form der Früherkennung für Brust-, Gebärmutterhals- und Dickdarmkrebs". Dafür sei neben der integrierten Qualitätssicherung auch die regelmäßige Einberufung aller Personen der gewünschten Zielgruppe sowie eine lückenlose Dokumentation der Ergebnisse nötig. Wichtige Schritte in diese Richtung seien auch in Österreich schon gesetzt. "So ist etwa der von der EU ausgearbeitete Qualitätsstandard bei den Mammografiegeräten schon akzeptiert, und auch die interne Qualitätssicherung bei der Krebsbehandlung wird bereits umgesetzt". Zwar sei hier in Österreich noch viel Arbeit nötig, man solle dabei aber nicht die Fortschritte, wie die Absenkung der Krebssterblichkeit um immerhin 15 Prozent, übersehen. (grido/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 10. 2003)