Athen - Griechenland und die Türkei haben sich am Dienstag entschlossen gezeigt, ihre jahrzehntelangen Streitigkeiten so rasch wie möglich beizulegen. "Unsere Länder können ihre Probleme friedlich und mit gegenseitigem Verständnis lösen", sagte der türkische Außenminister Abdullah Gül bei seinem ersten Besuch in Athen. "Beide Seiten sind dazu fest entschlossen", fügte er hinzu. Der griechische Außenminister Georgios Papandreou, der Gül empfing, erklärte, die diplomatischen Kontakte der vergangenen zwei Jahre hätten zu einer Überwindung von "Misstrauen und Spannung" beigetragen. Die Grundlage "für eine Lösung ernster Probleme" sei gelegt worden.

Anstieg des bilateralen Handels

Als Zeichen für ein verbessertes Klima nannte Gül einen Anstieg des bilateralen Handels auf fast eine Milliarde Dollar pro Jahr. Er verwies außerdem darauf, dass jährlich 250.000 griechischen Touristen in die Türkei reisten. Wegen der Streitigkeiten um die Seegrenze im Ägäischen Meer waren die beiden NATO-Staaten 1987 und 1996 schon zwei Mal am Rande eines Krieges gestanden. 1999 begannen die beiden Länder einen Annäherungsprozess und schlossen verschiedene Abkommen, bei denen die militärische Konfrontation in der Ägäis jedoch stets ausgeklammert blieb.

"Europäische Perspektive" der Türkei begrüßenswert

Griechenland unterstützt nach den Worten Papandreous mit Nachdruck die "europäische Perspektive" der Türkei und will die bilateralen Beziehungen nach dem deutsch-französischen Vorbild gestalten. Auch hatte Athen der Türkei bescheinigt, an einer Lösung der Zypern-Frage aufrichtig interessiert zu sein. Nur die Irak-Krise habe Ankara daran gehindert, einen Kompromiss zu erreichen. Die Auswirkungen des Irak-Krieges auf die öffentliche Meinung in der Türkei machten es der Regierung in Ankara derzeit unmöglich, Zugeständnissen in der Zypern-Frage zuzustimmen, hatte das griechische Außenministerium erklärt. Keine Regierung wäre in der Lage, mit zwei derart schwierigen Problemen gleichzeitig fertig zu werden.

Keine Blockade von Zypern

Zypern wolle nach seinem EU-Beitritt am 1. Mai 2004 den Kurs der Türkei in Richtung EU nicht blockieren, hatte der zypriotische Präsident Tassos Papadopoulos in der vergangenen Woche versichert. Zypern ist seit der türkischen Militärintervention von 1974 geteilt. Die "Türkische Republik Nordzypern" wird nur von der Türkei anerkannt, die im Norden der Insel bis zu 40.000 Soldaten stationiert und mehr als 100.000 Festland-Türken angesiedelt hat. Völkerrechtlich tritt zwar die ganze Insel am 1. Mai 2004 der Europäischen Union bei, doch wird das politische und rechtliche Regelwerk der Union, sofern es bis dahin nicht zu einer Einigung kommt, im türkischen Norden nicht gelten. (APA/AP)