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Bis 30. Oktober gibt Günther Grotkamp Michael Dichand Zeit, Beschuldigungen gegen die WAZ-Gruppe schriftlich zu widerrufen. Sonst will er den Sohn von "Krone"-Gesellschafter Hans Dichand "zunächst zivilrechtlich auf Unterlassung Ihrer Behauptungen verklagen; die Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen wegen Ehrverletzung behalte ich mir vor."

Widerrufen soll Dichand seine "unerhörten Vorwürfe", die WAZ und damit auch Grotkamp als ihr damaliger Geschäftsführer habe "in Kroatien mit der organisierten Kriminalität zusammen gearbeitet" und "einen Geheimvertrag mit einer Mafiavereinigung abgeschlossen".

"Unanständig"

"Es könnte sein, dass Sie nicht bedacht haben, wie gravierend Ihre Behauptungen unter strafrechtlicher Sicht sind, die Sie zu meinem Nachteil verbreitet haben", schreibt der Gesellschafter und frühere Geschäftsführer der WAZ an Dichands ältesten Sohn: "Ihre Behauptungen implizieren nämlich die strafrechtlich relevante Aussage, ich hätte mich als damaliger Geschäftsführer der Unternehmen der WAZ-Mediengruppe in den Verhandlungen in Kroatien, in denen es um die Beteiligung der WAZ an der EPH-Gesellschaft ging, auf eine Zusammenarbeit mit kriminellen Elementen und auf einen Geheimvertrag mit kroatischen Mafiosi eingelassen und dabei diesen Kreisen Vorteile verschafft, auf die sie keinen Anspruch hatten. Sie bezichtigen mich damit, eine strafbare Untreue zum Nachteil des WAZ-Konzerns begangen zu haben (§ 266 StGB)."

Schon einmal forderte Grotkamp Michael Dichand zum Widerruf der Mafia-Vorwürfe auf. Die Antwort "enttäuscht mich maßlos", schreibt der WAZ-Mann und Rechtsanwalt. Blieb Dichand doch in einem "profil"-Interview bei seinen "empörenden und unanständigen Vorwürfen". Und Grotkamp schrieb er: "Zu meinem Wort und meinen Recherchen stehe ich." Reaktion aus Essen: "Ich habe aber keine Lust, mich durch Sie in der medialen Öffentlichkeit herabsetzen zu lassen."

Dass Dichand junior ihm "ausgewählte Einblicke" in seine Recherchematerialien bieten will, weiß Grotkamp nicht so recht zu schätzen: "Ich halte Ihr Angebot für ausgesprochen unseriös." Denn Fakten könne es nicht geben, die diese "tatsächlich haltlosen Behauptungen und Unterstellungen" stützten. Und vor Gericht müsse er seine Recherchematerialien ohnehin offen legen.

"Für den Fall, dass es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen kommt, verspreche ich Ihnen, dass alle Welt erfahren wird, wie verantwortungslos Ihr bisheriges Verhalten und das Ihres Herrn Vaters dem WAZ-Konzern gegenüber und mir gegenüber ist", schließt Grotkamp.

Michael Dichand und Anwältin Huberta Gheneff-Fürst waren zu Redaktionsschluss für eine Stellungnahme zum dem STANDARD vorliegenden Schreiben nicht erreichbar.

Im Anlaufen ist ein Verfahren von WAZ-Manager Bodo Hombach gegen Michael Dichand in den USA: Dort sind hohe Schadenersatzsummen an der Tagesordnung.

Auch die Klage der WAZ bei einem Schweizer Schiedsgericht läuft nun tatsächlich an, um Hans Dchand als Geschäftsführer und Sohn Christoph Dichand als Chefredakteur der "Krone" abzuberufen. Sie geht laut Insidern "dieser Tage" nach Zürich. (DER STANARD, Printausgabe vom 22.10.2003)

Michael Dichand erklärte Dienstagabend in einer ersten Reaktion gegenüber etat.at , er wisse wegen eines Auslandsaufenthaltes noch nichts von dem Brief. Er pflege aber auf private Schreiben als "anständiger Mensch" auch direkt und privat zu antworten, anstatt sie öffentlich zu machen. (fid)