Wie ihm lag auch seinem Vorgänger, Herbert Haupt, und Kanzler Wolfgang Schüssel daran, Harmonie und Aufbruchsstimmung zu verbreiten. Nach den Wochen der getrennten schwarz-blauen Pressefoyers nahmen sie demonstrativ einträchtig zu dritt nebeneinander Platz, um sich gegenseitig Rosen zu streuen. Haupt bedankte sich beim "lieben Wolfi", Schüssel lobte Haupt als "großen Sozialreformer" und Gorbach als "professionellen Verhandler".
Dienstautos kleiner
Und der Kanzler überließ es Gorbach, erste Duftmarken als blauer Antiprivilegienkämpfer zu setzen und die im Ministerrat beschlossene Beschränkung für Dienstautos zu verkünden. Anfang 2002 war die Hubraumbeschränkung für Regierungsautos abgeschafft wurden, Dienstag wurde sie wieder eingeführt, die neue alte Obergrenze liegt bei 3000 Kubikzentimeter. Anlass für die Rückkehr zur alten Regelung waren Berichte über Gorbach selbst, dem ein Faible für einen Mercedes-S-Klasse nachgesagt wurde – daher war es Gorbach wichtig, die Sache "vom Tisch" zu bekommen.
Alles andere als vom Tisch sind auch nach der Regierungsrochade die Differenzen um die Steuerreform: Die FPÖ will sie auf 2004 vorziehen, die ÖVP nicht – aber erstmals als Vizekanzler neben Schüssel sitzend, wollte sich Gorbach nicht mit Forderungen vorwagen. Er beschied den Journalisten nur: "Es wird Ihnen nicht gelingen, einen Koalitionskonflikt aus der Frage zu machen." Soll doch nach der Rochade "Beständigkeit" (Schüssel) und "Reformeifer" (Gorbach) einkehren. Schüssel formulierte das so: "Ab sofort werden die Ärmel aufgekrempelt."