Manchester - Ein britischer Künstler hat eine originalgetreue Kopie des US-amerikanischen Internierungslagers "Camp Delta" von Guantanamo Bay im englischen Manchester nachgebaut.
Ziel der Aktion ist es, der Öffentlichkeit die Bedingungen vor Augen zu führen, unter denen die Lagerinsassen auf dem Stützpunkt des US-Militärs festgehalten werden.

Foto: David Oates

Das Camp hat die Ausmaße eines Fußballfeldes und liegt nördlich von Manchester. So wie das Original verfügt die Kopie über ein Offizierskasino, einen Häftlings-Schlafsaal, einen Exerzierplatz, eine Flutlichtanlage, einen Wachturm und einen Stacheldrahtzaun.

Foto: David Oates

Über Lautsprecher wird jeden morgen die US-Hymne gespielt und ein Muezzin ruft dreimal am Tag zum Gebet.
Neun Freiwillige, einer für jeden der neun britischen Gefangenen in Guantanamo, werden für neun Tage in dem Camp gefangen gehalten.

Foto: David Oates

Sie bekommen Suppe, Bohnen und Reis zu essen, zubereitet nach muslimischen Vorschriften, und werden Befragungen unterzogen, die über lokale Radiostationen übertragen werden.
Jai Redman, der Künstler hinter dem Projekt, will die Reaktionen der Besucher sehen, wenn sie mit der Kopie des Lagers konfrontiert werden. "Das Projekt soll nicht das wirkliche Lager widerspiegeln, sondern das Bild, das von den Medien transportiert wird. Es ist ein Spiegel eines Spiegels."

Foto: David Oates

Das echte Camp Delta, das ursprünglich Camp X-Ray hieß, ist mittlerweile ein Symbol für die drakonischen Maßnahmen der US-Regierung im selbst ausgerufenen Krieg gegen den Terror. Die USA halten rund 600 Gefangene auf Guantanamo fest, die meisten wurden in Afghanistan und Pakistan während des Krieges gegen die Taliban-Regierung von Kabul festgenommen.

Foto: Chris Edwards

Die Gefangenen werden von den USA als "feindliche Kämpfer" und nicht als Kriegsgefangene eingestuft, die Rechte gemäß der Genfer Konvention werden ihnen verweigert.

Foto: Chris Edwards

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Zwei der Gefangenen auf Guantanamo kommen aus Manchester. "Wir haben versucht, die Familien zu kontaktieren und in unser Camp einzuladen, aber wir wollen ihnen nicht auf die Zehen steigen", sagt Redman. "Wenn sie der Meinung sind, dass diese aktion mithelfen kann, ihre Söhne zu befreien, wäre das großartig, aber ich will nicht als Sprecher für andere gesehen werden oder Satire über ein sehr ernstes Thema machen." Nach der Aktion meinte eine Beteiligte, sie habe die "Gefangenschaft" nur durchgestanden, weil sie gewusst habe, sie könne jederzeit gehen. "Länger als 24 Stunden hätte ich drinnen nicht ausgehalten, aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe." Nun fühle sie sich bestärkt in ihrem Anliegen, weiter gegen das US-Camp zu protestieren. (red)

Links
Camp X-Ray im Netz

BBC-Erlebnisberichte der "Gefangenen"

Foto: Reuters/Walker