Der Medienkonzern Bertelsmann erwägt einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zufolge die Übernahme einer der Musikfirmen Sony Music oder EMI. "Ich will noch in diesem Jahr die Nummer Eins im Musikgeschäft werden", wird Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff in dem Magazin dazu zitiert. Ein Sprecher von Bertelsmann bestätigte am Samstag zudem, das der weltgrößte Online-Dienst AOL vor der Ankündigung seiner Fusion mit dem Medienkonzern Time Warner mit Bertelsmann über einen Zusammenschluss gesprochen habe. "Es gab Gespräche, aber Bertelsmann hat sich entschieden, unabhängig zu bleiben", sagte der Sprecher. Ein Verkauf der 0,7 Prozent, die Bertelsmann derzeit noch an AOL hält, ist dem Bericht zufolge nur noch eine Frage der Zeit. Bertelsmann wolle auch die Führung an der Fernseh-Holding CLT-Ufa, an der deutsche Konzern bisher mit 50 Prozent beteiligt ist, die Führung übernehmen, berichtete der "Spiegel" weiter. Zudem sollten in Frankreich und Spanien Buchverlage zugekauft werden. Darüber hinaus warte man auf die Möglichkeit, von einem Umbau bei Time Warner zu profitieren, hieß es. Sollte etwa die Zeitschriftengruppe Time zur Disposition stehen, würde man sich dort gern engagieren. Zu den Gesprächen damaligen Gesprächen zwischen Bertelsmann und AOL hieß es im "Spiegel" weiter, der deutsche Konzern sei von AOL mit 70 Milliarden DM (35,8 Mrd. Euro/492 Mrd. S) bewertet worden und wäre im Falle einer Fusion größter Einzelaktionär bei AOL geworden. Bertelsmann habe dies aber mit der Begründung abgelehnt, unabhängig bleiben zu müssen. Nach den Plänen über den vor einigen Tagen bekannt gegebenen Zusammenschluss zwischen AOL und Time Warner gebe es für Bertelsmann nun keine Chance mehr auf eine Zusammenarbeit mit AOL bei Telefondiensten, und im E-Commerce-Geschäft mit den 17 Millionen AOL-Kunden habe Time Warner ein Vetorecht, hieß es. AOL will Time Warner in der teuersten Übernahme der Industriegeschichte übernehmen, wodurch die beiden US-Konzerne nach eigenen Angaben zum weltgrößten Medienkonzern aufsteigen. Dem Bericht zufolge wird Middelhoff seinen Sitz im Aufsichtsrat der AOL, den er derzeit noch innehat, spätestens im Herbst niederlegen. Der Bertelsmann-Sprecher sagte dazu, eine Entscheidung über den Sitz sei noch nicht gefallen. Zur Darstellung des Spiegel, wonach ein Verkauf der 0,7 Prozent, die Bertelsmann derzeit noch an AOL halte, nur noch eine Frage der Zeit sei, sagte der Sprecher: "Für uns ist das ein strategisches Investment." In Kreisen des Unternehmens wurde ein Verkauf durchaus für möglich gehalten. Bertelsmann will seine Anteile an dem Online-Dienst AOL Europe nicht verkaufen. "Ein Verkauf von AOL Europe-Anteilen ist nicht vorgesehen", sagte Bertelsmann- Sprecher Oliver Hergesell am Sonntag. "Vielmehr plant Bertelsmann den kraftvollen Ausbau in der bewährten Partnerschaft mit AOL Inc.." Das ist das amerikanische Mutterhaus des europäischen Ablegers. Das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet in seiner neuen Ausgabe, nach dem Kauf des größten Bertelsmann-Konkurrenten Time Warner durch den Online-Dienst AOL könnte Bertelsmann auch seine Anteile an AOL Europe abstoßen, die rund 20 Milliarden DM (10,23 Mrd. Euro/141 Mrd. S) wert sein sollen. Der Bertelsmann-Sprecher bekräftigte, das dieses Joint Venture, an dem die Gütersloher und AOL jeweils zur Hälfte beteiligt sind, bestehen bleibt. (APA)