Istanbul - Kurz vor den Feiern zum 80-jährigen Bestehen der modernen Türkei in der kommenden Woche ist in Ankara der Streit um das moslemische Kopftuch neu aufgeflammt. Anlass ist die Entscheidung von Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer, die Ehefrauen von Parlamentsabgeordneten der islamistisch geprägten Regierungspartei AKP nicht zum Staatsempfang am Republikstag am 29. Oktober einzuladen, wie die türkische Presse am Montag berichtete. Anders als die AKP-Ehefrauen, von denen viele das Kopftuch tragen, lud Sezer die Frauen der Abgeordneten der sozialdemokratischen Oppositionspartei CHP ausdrücklich mit ein.

Neue Praxis der Nicht-Einladung

In der Türkei ist das Kopftuch in staatlichen Institutionen verboten; Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und viele seiner Minister nehmen deshalb stets ohne ihre Ehefrauen an Staatsempfängen teil. Dass Kopftuch tragende Ehefrauen von Politikern aber gar nicht erst eingeladen werden, ist neu.

Armee strickte Gegnerin des Kopftuches

Parlamentspräsident Bülent Arinc, der im vergangenen Jahr für Schlagzeilen sorgte, indem er seine Kopftuch tragende Ehefrau zu einem offiziellen Termin mitnahm, sagte, er werde alleine zum Staatsempfang am 29. Oktober gehen. Zu den Gründen für die "Diskriminierung" bei den Einladungen müsse Staatspräsident Sezer selbst Stellung nehmen, sagte Arinc. Die aus dem islamischen Lager kommende AKP befürwortet eine Lockerung des Kopftuch-Verbotes, was besonders von der Armee jedoch strikt abgelehnt wird. (APA)