Foto: Viennale

"Pas de repos pour les braves"
(amourfou.at)

22.10., Gartenbau, 20.30

23.10., Urania, 16.00

Foto: Viennale

"Mods"

24.10., Urania, 18.30

25.10., Gartenbau, 13.00

Foto: Viennale
Eine musikalische Komödie unter melancholischen Studenten, ein surrealer Abenteuertrip durch Genres und Grenzregionen: Serge Bozons "Mods" und Alain Guiraudies "Pas de repos pour les braves"


Basile versucht mit aller Macht wach zu bleiben, seit er im Traum Fafatou-Laoupo, einem mythischen Wesen, begegnet ist. Denn ist dessen Prophezeiung wahr, wird er aus dem nächsten Schlaf nicht mehr zu wecken sein. Edouard hingegen, ein junger Student, liegt permanent im Bett, von einer mysteriösen Schwermut befallen, und weigert sich partout zu sprechen.

Alain Guiraudies Pas de repos pour les braves - koproduziert von der österreichischen Firma Amour Fou - und Serge Bozons Mods, die neuen Filme zweier junger französischer Regisseure, eint nicht nur ihr äußerst idiosynkratischer Stil, der sich eiligen Zuordnungen verschließt, sondern auch die eigenwillige Verfassung der zentralen Figuren: In beiden Fällen geht es jedoch keineswegs um ein Krankenbild oder die Exploration eines psychischen Zustands. Eher sind die Leiden der Protagonisten Symptome für eine insgesamt seltsam verschobene Welt.

Guiraudie, dem die Viennale bereits vor zwei Jahren eine kleine Werkschau widmete, siedelt seine Erzählung zwar in einer ländlichen Region im Südwesten Frankreichs an, aber schon Ortsnamen wie Buénauzères et Riaux-de-Janerrot verweisen auf eine umfassendere Topografie. Es ist eine surreale, von Farben oder auch diffusen Grautönen gesättigte Landschaft, in der eine Vielzahl von Charakteren durch eine chaotische, aus diversen Genres zusammengetragene Handlung jagt.

Basile (Thomas Suire) nimmt in deren Verlauf unterschiedliche Identitäten an, immer auf der Suche nach einem geeigneten Platz für sich: Zunächst ein Amokläufer, der ein ganzes Dorf dezimiert, wird er mit anderem Namen zum Gejagten eines Reporters, der mit Gangstern um rote Bälle feilscht.

Guiraudies Talent liegt, wie schon in seinen Kurzfilmen, in einem absurden, bisweilen comichaften Witz, seinem anarchischen Spiel mit Zitaten und Versatzstücken. Zuallererst eine Farce, spielt Pas de repos pour les braves in keiner gänzlich imaginären Welt: Die Arbeitslosen, Mafiosi und Bauern dieses Films verweisen auf die Missstände einer durchaus konkreten Realität. Wenn sich Basile zuletzt weigert, von hier wegzugehen, dann kann man das wohl auch als Liebeserklärung verstehen.

Tanz am Campus

Der Schauplatz von Mods ist um vieles hermetischer - nicht mehr als der Campus einer Universität. Zwei Soldaten kommen zu Beginn des Films dort an, um die Ursachen von Eduards Krankheit des Herzens herauszufinden.

Bozon strukturiert seinen Film weniger entlang einer linearen Fabel, als dass er eine Serie zufälliger Begegnungen arrangiert. Die Personen agieren dabei streng antinaturalistisch - Dialoge werden eher rezitiert als gesprochen, Gefühlsäußerungen beständig unterdrückt.

Mods - die titelgebenden Vertreter der proletarischen Jugendbewegung - sind auf doppelte Weise präsent: In statischen Einstellungen zeigt sie Bozon, der selbst einen von ihnen verkörpert, als lakonische, an Wänden lehnende Poseure, die sich in Tick-Trick-und-Track-Manier miteinander unterhalten.

Vor allem aber liefert deren Musik, obskure Garage-Punk-Songs aus den 60er-Jahren, dem Film die Untermalung für seine betörendsten Momente: Denn mehrmals mündet Mods in amateurhafte Tanznummern, welche die komische Melancholie des Films mittels ihrer verschleppten, müden Choreografie - etwa im Pyjama auf Schreibtischen rutschend - ins Körperliche übersetzen. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.2003)