Teheran - Die iranische Regierung sucht vor einer
Unterschrift des umstrittenen Zusatzprotokolls zum
Atomwaffensperrvertrag Zusicherungen der EU zur Zusammenarbeit bei
der Anreicherung von Uran. Die Regierung in Teheran wäre bereit, das
Zusatzprotokoll zu unterschreiben, wenn es die Zusicherung der EU
bekäme, hieß es am Samstag aus informierten Kreisen in der iranischen
Hauptstadt. Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und
Großbritanniens, Joschka Fischer, Dominique de Villepin und Jack
Straw, erwägen eine gemeinsame Reise nach Teheran, die bereits in der
kommenden Woche stattfinden könnte. Eine Bestätigung der Reisetermine
gab es weder in Berlin, noch in Paris und London.
Der iranische Botschafter bei der IAEO, Ali Akbar Salehi, sagte am
Samstag, es werde in der kommenden Woche "neue Entwicklungen" geben,
wie die studentische Nachrichtenagentur ISNA berichtete. Einzelheiten
teilte er nicht mit. Ein Sprecher des französischen Außenministeriums
verwies im Zusammenhang mit dem möglichen Iran-Besuch jedoch auf die
"klaren Zeichen" aus Teheran, auf die international geäußerten Sorgen
wegen des iranischen Atomprogramms einzugehen.
Ziviles Programm
Der Iran hatte am Freitag seine Bereitschaft erklärt, das
Zusatzprotokoll zu unterzeichnen, wenn es sein ziviles
Nuklearprogramm fortsetzen könne. Umstritten bleibt die Nutzung von
angereichertem Uran. IAEO-Inspektoren hatten im letzten Sommer an
zwei Stellen Spuren von waffenfähigem Uran gefunden. Teheran hatte
erklärt, diese Spuren seien schon beim Import der Nukleartechnik
vorhanden gewesen. Teheran hat wiederholt erklärt, sein
Nuklearprogramm diene lediglich der zivilen Stromerzeugung.
IAEO-Generaldirektor Mohammed el Baradei hatte am Donnerstag in
Teheran die iranischen Behörden zur Unterzeichnung des
Zusatzprotokolls gedrängt, das den IAEO-Inspekteuren den
unangekündigten Zugang zu jeder beliebigen Nuklearanlage im Land
ermöglicht. Die IAEO-Spitze hatte dem Iran eine Frist bis Ende
Oktober eingeräumt, alle Einzelheiten seines umstrittenen
Atomprogramms zu veröffentlichen. Sollte Teheran diese Frist
verstreichen lassen, soll der UNO-Sicherheitsrat angerufen werden,
der Sanktionen gegen das Land verhängen könnte. (APA/dpa)