Auf beiden Seiten kehrt Ernüchterung ein. Selbst die vehementesten Bush-Strategen einer weltweiten Absicherung der US-Interessen haben inzwischen erkannt, dass Alleingänge kontraproduktiv sind. Umgekehrt sehen die europäischen Kriegsgegner ein, dass intensiver Dialog mehr bringt als rechthaberische Justamentstandpunkte - ohne dass man dabei Grundsätze preisgeben muss.
Geduldig miteinander reden, überzeugen, Vertrauen schaffen: Was die Supermacht USA im globalen Beziehungsgeflecht nach den Erfahrungen des Irakkonflikts mehr denn je beherzigen muss, ist für die europäischen Großmächte Frankreich und Deutschland im EU-Rahmen das Gebot der Stunde. Alles, was auch nur den Anschein des "Drüberfahrens" erweckt, erzeugt bei den anderen Misstrauen - ob dies nun eher symbolische Gesten sind wie die Vertretung des deutschen Kanzlers durch den französischen Präsidenten beim EU-Gipfel oder Alleingänge beim Aufbau eines europäischen Sicherheitssystems.