Graz - Es war der Stolz der Steiermark. Das Bundesland hatte sich 1994 ein eigenes Haus, ein Art "Botschaftsgebäude" in Brüssel angemietet. Dieses "Steiermark-Haus" entwickelte sich zum beliebten Treffpunkt heimischer Brüssel-Pendler, lud doch die steirische Repräsentanz regelmäßig zu geselligen Abenden und Vernissagen steirischer Künstler.

Leiter der steirischen Brüssel-Botschaft ist der ehemalige FPÖ-Politiker Ludwig Rader, ein seinerzeit vehementer Kritiker des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider. Über die tatsächliche Effektivität dieses "Steiermark-Hauses" gingen die Meinungen weit auseinander - was allerdings nie offen diskutiert wurde. Denn beschickt wurde das Haus proporzgemäß von Mitarbeitern aller Parteien.

Jetzt aber soll diese steirische "Botschaft" geschlossen werden. Es war denn doch zu wenig Lärm um viel Geld. Ein teures Auswärtsspiel steirischer Regionalpolitik: rund 9000 Euro Miete monatlich. Die Steirer werden aber dennoch in Brüssel bleiben und planen nun Größeres.

"Untermieter" Istrien Gemeinsam mit Kärnten und Friaul-Julisch Venetien soll nun in ein billigeres, gemeinsam finanziertes "Haus der Regionen" umgezogen werden. Nach Verhandlungen mit Kärnten und dem zuständigen Regionalrat für internationale Beziehungen aus Friaul-Julisch Venetien - Gespräche fanden kürzlich in Triest statt - einigten sich die Regionen auf einen gemeinsamen Auftritt in Brüssel.

Interesse als "Untermieter" haben postwendend auch slowenische und ungarische Regionen angemeldet. Und auch aus Kroatien - vorrangig aus Istrien - kommt der dringende Wunsch, bereits jetzt, vor einem Beitritt zur EU, im Brüsseler Haus der Regionen mit dabei sein zu können.

Modell des Lobbyismus

"Das Haus der Regionen wird ein völlig neues Modell des Lobbyismus in Brüssel werden", sagt Herbert Paierl zum STANDARD. Es gehe darum, so der steirische Landesrat für Europa, Wirtschaft und Finanzen, "in Brüssel erfolgreich auftreten zu können". Dies gelinge besser im Verein mit regionalen Partnern. Paierl hofft, dass durch diese gemeinsame Vertretung in Brüssel aber auch die Zusammenarbeit innerhalb der Regionen verstärkt wird und geplante Infrastruktur- und Interregprojekte forciert werden.

Der vereinte Auftritt in Brüssel habe auch eine politische Facette, heißt es aus dem Büro des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider. Das Projekt sei auch im Sinne einer gemeinsamen regionalen Außenpolitik zu verstehen. (Walter Müller, DER STANDARD Printausgabe 18.10.2003)