Wien - Donnerstag Abend wurde das internationale Symposium, das die Österreichische Galerie Belvedere bis Sonntag zu ihrem 100-Jahr-Jubiläum in Wien ausrichtet, feierlich eröffnet. Heute Mittag gab der Direktor des Hauses, Gerbert Frodl, gemeinsam mit einigen Kollegen einen Überblick über die laufende Veranstaltung, in der konkrete Fragen zur Sammlungsgeschichte der Österreichischen Galerie ebenso behandelt werden wie allgemeine Aspekte der Zukunft der Museen.

"Die Gefahr ist heute groß, dass Museen sich nur auf Besucherzahlen und Einnahmen konzentrieren und dabei vergessen, dass sie eine Sammlung haben, die gepflegt und bearbeitet werden muss", sprach Jacques Perot, der Präsident des internationalen Museumsrates ICOM, vielen Kollegen aus der Seele.

"Wir stoßen ständig an Grenzen"

"Es bedarf sicher Überlegungen, wie wir als Museen wieder von dieser Ausstellungshysterie hinunter kommen", pflichtete Frodl bei, "Das Herz des Museums ist die Sammlung." Ähnlich Carl Aigner, Direktor des NÖ Landesmuseums in St. Pölten: "Wir tun nicht gut daran, die Museen in Ausstellungshäuser zu verwandeln." Man müsse vom Wettbewerb um Besucherzahlen hin zu einem qualitativen Wettbewerb kommen: Welches Museum die beste wissenschaftliche Arbeit oder die beste Ankaufspolitik habe, sei mindestens von ebensolcher Bedeutung.

Auf der anderen Seite steige der Kostendruck auf die Museen. "Wir stoßen ständig an Grenzen", meinte Frodl, "Ein Haus wie das Belvedere ist mit Großausstellungen, bei denen 250.000 Besucher ins Haus kommen, auf Dauer überfordert. Man kann auch das Haus nicht jeden Tag vermieten, sonst vertreibt man das Publikum." Im Museum of Modern Art in San Francisco fänden 420 Abendveranstaltungen im Jahr statt, erzählte Aigner, dabei werde der normale Ausstellungsbetrieb wesentlich beeinträchtigt. Auch der Wettlauf um zusätzliche Gelder wäre nur begrenzt zielführend, meinte er: "In Niederösterreich haben wir vielleicht zehn potenzielle Sponsoren - und an denen hängen alle dran!"

"Wir stehen erst am Beginn des Zusammenredens"

Peter Assmann, der Direktor des Oberösterreichischen Landesmuseums in Linz, rief zu engerer Zusammenarbeit der Museen untereinander auf. "Wir stehen erst am Beginn des Zusammenredens." Als ersten Schritt dazu hätten etwa sein Museum und das Belvedere verabredet, einander keine Leihgebühren zu verrechnen. Aus dem internationalen Leihverkehr konnten Frodl und der Leiter des Barockmuseums der Österreichischen Galerie, Michael Krapf, eine andere Geschichte erzählen: Die Außenwahrnehmung des Museums negiere noch immer die umfangreichen Sammlungen etwa zu Barock, Gotik oder Biedermeier. Frodl: "Seit Jahren sagen wir den Ausstellungsmachern, die bei uns anfragen: Bitte, nicht schon wieder Klimt!"

Weitere besprochene Themen seien u.a. die neuen Herausforderungen durch die Neuen Medien (Frodl: "Überall sind Museen gerade damit befasst, ihre Sammlungen digital zu erfassen.") und das Gegenarbeiten gegen die Event-Kultur (Frodl: "Wir kommen dorthin, den interessierten Menschen wieder mehr Ruhe zu gönnen."), hieß es. Das Symposium wird am Samstag im Haus der Industrie und am Sonntag im Atelier Augarten und im 20er Haus, wo ab Herbst 2005 die Österreichische Galerie ihre Sammlungen des 20. Jahrhunderts zeigen wird, fortgesetzt. (APA)