"Durch Fernseher, Computer und Handy entsteht für die
junge Generation eine neue Form der Wissenskommunikation", erklärte
Kinderpsychologe Wolfgang Bergmann am Donnerstag in Wien bei
einer Diskussionsveranstaltung. Auf Einladung der
mobilkom austria
erörterten der Experte die neue Rolle der Eltern bei der Erziehung,
die sich im Medien- und Informationszeitalter entscheidend verändert
hat.
Lernen
"Die Kinder von heute bauen ihr Wissen nicht mehr nach und nach
auf, sie lernen sprunghaft", so Bergmann. Die Methoden vieler Eltern
und Lehrer, die auf einer hierarchischen, gegliederten Ordnung des
Wissens basieren, stoßen bei den Kindern und Jugendlichen auf
Widerstand, sie langweilen sich in der Schule.
Die Kinder wachsen mit neuen Technologien ganz selbstverständlich
auf. Laut einer mobilkom austria-Studie aus dem vergangenen Frühjahr
haben bereits 45 Prozent der sechs bis 14-Jährigen einen eigenen
Fernseher im Kinderzimmer, 29 Prozent besitzen auch einen eigenen
Computer. 43 Prozent dieser Altersgruppe telefonieren mit dem eigenen
Handy.
Studie
Nach der Schule setzen sich rund 79 Prozent vor den Fernseher,
fast gleichviele schalten den PC ein, so Elisabeth Mattes,
Unternehmenssprecherin von mobilkom austria. Lieblingsbeschäftigung
Nummer eins ist aber das Spiel mit Freunden im Freien. Der Computer
kommt erst an dritter Stelle.
"Vor allem der Computer ermöglicht es den Kindern, durch Internet
und Computerspiele in andere Realitäten einzutauchen", so Bergmann.
Dabei sind Kinder laut dem Experten kreativ und fantasievoll.
Bergmanns Grundregel: "Computer machen Kinder schlau, Fernsehen macht
sie dumm". Allerdings sei das soziale Verhalten der Kinder wegen des
"Herumspringens zwischen den Realitäten" oft zu wenig ausgeprägt. Die
sozialen Fähigkeiten müssen von den Eltern gefördert und gestärkt
werden.
Übereifrig
Der Psychologe kritisierte Eltern, die ihren Sprösslingen
hauptsächlich Lernspiele geben und ihnen das Lesen und Schreiben
möglichst früh beibringen. "Eltern sind oft zu ehrgeizig. Sie wollen
das perfekte Kind, weil das ein Zeichen für eine heile Familie ist",
so Bergmann. (APA)