Paris - Die konservative französische Tageszeitung "Le Figaro" bemerkt am Freitag zum Auftritt des französischen Präsidenten Jacques Chirac als Kanzler-Stellvertreter: "Wird es eines Tages einen französisch-deutschen Staat geben wie einst Österreich-Ungarn? Nachdem Jacques Chirac die Vertretung von Gerhard Schröder beim Gipfel in Brüssel übernommen hat, ist diese Frage keine reine politische Fiktion mehr. Doch im Moment gibt es Wichtigeres. Das Symbol einer wiedererstarkten engen Verbindung zwischen Paris und Berlin zeigt die Wirklichkeit auf, dass beide die weltweite Entwicklung mit derselben Anschauung betrachten. (....) Chirac hat Schröder nicht nur einen Dienst erwiesen. Beide wollten daran erinnern, dass Frankreich und Deutschland, die in Europa die Hälfte des Bruttosozialprodukts auf sich vereinen, auch einen angemessenen Platz verdienen." Die französische Tageszeitung "Le Monde" (Paris): "Seit 2002 sind Jacques Chirac und Gerhard Schröder zur Überzeugung gelangt, dass nichts in Europa vorangeht, wenn die Missverständnisse der Vorjahre anhalten. Der Agrarkompromiss vom vergangenen Herbst hat den Weg für Übereinstimmungen auf den unterschiedlichsten Gebieten freigemacht wie der Irak-Krise, der EU-Erweiterung, der Interpretation des Stabilitätspaktes (...) Indem sie demonstrieren, dass ihre Rollen auf europäischer Ebene austauschbar sind, haben Präsident und Kanzler auch eine versteckte Warnung an die alten und neuen EU-Mitglieder gerichtet, die das Projekt einer europäischen Verfassung noch einmal aufrollen wollen. Wenn die Integration bei künftig 25 Mitgliedern blockiert ist, dann hindert uns nichts daran, zu zweit voranzugehen. Das ist die Botschaft." (APA/dpa)