Die Volksrepublik China hat nach ihrem geglückten Raumflug mit ihrem "Gottesschiff" "Shenzhou V" ihre gigantischen Vorbereitungen für das nationale Prestigeunternehmen zum ersten Mal offen gelegt. Fernsehen und Zeitungen veröffentlichen über Sondersendungen und Sonderausgaben die bisher geheim gehaltenen Informationen, Filme und Fotos über die Raumfahrtprojekte.

Verantwortliche des Programms kündigten auf einer Pressekonferenz zugleich "verdoppelte Anstrengungen" zu seiner Fortsetzung an. Als nächste Schritte sollen "Weltraumspaziergänge" und Andockmanöver erprobt und ein Weltraumlabor aufgebaut werden.

Die Regierung warb um "Zusammenarbeit auf gleichberechtigter Grundlage" mit den USA und Russland. Raumfahrt-Direktor Xie Mingbao führte den Erfolg der seit elf Jahren angestrebten bemannten Raumfahrt auf die "sozialistische Großzusammenarbeit" zurück. Die Parteiführung hätte 110 wissenschaftliche Institute und mehr als 3000 Organisationen für das "größte, komplizierteste und technologisch anspruchsvollste Staatsprojekt des Landes" verpflichten können. Sie habe dafür bisher mehr als 18 Milliarden Yuan (zwei Milliarden Euro) ausgegeben.

Umfangreiche Technik

Eine Milliarde Yuan kostete allein der 21-stündige "Shenzhou V"-Flug. Der als neuer Nationalheld gestern in Peking stürmisch gefeierte Astronaut Yang Liwei stand während seines Fluges unter der Obhut Zehntausender Wissenschafter und Techniker, berichtete Xie. Von seinem Start in der Wüste Gobi bis zur punktgenauen Landung in der 1400 Kilometer entfernten Steppe der Inneren Mongolei wurde er über die drei Raumfahrtbahnhöfe, einem halben Dutzend inländischer Stationen und drei Kontrollzentren in Namibia, Karatschi und Malinda überwacht.

Yang, der über Nacht zum Idol seines Landes geworden ist, durfte schon während seiner Fluges mit Gesten demonstrieren, dass Peking friedliche Zwecke mit seiner Raumfahrt verfolgen will. Neben der Nationalfahne entrollte er im Orbit auch die Flagge der Vereinten Nationen.

Vor allem erlaubte die Regierung dem neuen Helden, sich nicht nur als "Parteisoldat", sondern auch als privater Ehemann und Vater der Öffentlichkeit zu zeigen. Videotelefonate mit seiner Frau und seinem achtjährigen Sohn von Bord aus wurden im chinesischen Fernsehen gezeigt. Als Yang gestern in Peking zu seinen großen Begrüßungsfeiern eintraf, durfte ihm als erster Gratulant sein achtjähriger Sohn um den Hals fallen. (DER STANDARD, Print, 17.10.2003)