Hintergrund des jüngsten Streits sei der Druck der USA auf Großbritannien, die Pläne Deutschlands, Frankreichs, Belgiens und Luxemburgs für mehr militärische Zusammenarbeit der Europäer zu blockieren. Die britische Regierung stellte die Berichte über den Druck der USA als übertrieben dar.
Abkoppelung
Die Pläne der EU, Voraussetzungen für eigene Militäreinsätze zu schaffen, sorgen seit Jahren für Streit mit den USA, die eine Abkoppelung Europas in der NATO fürchten. Die EU sieht darin eine Stärkung des europäischen Pfeilers der NATO und keine Konkurrenz zur transatlantischen Allianz.
Strittig ist, welche Strukturen die EU zur Planung solcher Einsätze aufbauen und wie sie sie mit der NATO verbinden soll. Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg hatten dazu die Einrichtung eines eigenen EU-Hauptquartiers beschlossen. Nach einem Gipfel Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens war vor kurzem der Eindruck entstanden, Großbritannien habe als engster Verbündeter der USA, seinen Widerstand dagegen gelockert oder aufgegeben. Nach Angaben von Diplomaten wuchs in den USA nach dem Gipfel die Besorgnis über die Haltung des britischen Premierministers Tony Blair.
Sackgasse
Diplomaten zufolge hat aber Großbritannien trotz gegenteiliger Berichte nicht das Prinzip akzeptiert, dass die EU ein Hauptquartier für militärische Planungen errichten sollte. Stattdessen solle die für EU-Einsätze, die die NATO unterstützt, das Hauptquartier der Allianz genutzt werden; für eigenständige EU-Einsätze nationale Hauptquartiere von EU-Mitgliedern. Derzeit führt die EU mit NATO-Unterstützung einen Einsatz in Mazedonien. Ein EU-Diplomat sagte zu den Verhandlungen zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien über diese Frage: "Sie sind in einer Sackgasse."