Salzburg - "Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) dürfen nicht nur als kosmetisches Problem gesehen werden, sie sind vor allem ein gesundheitliches." Weltweit würden die Gewichtsprobleme rapid zunehmen und damit eine ganze Fülle von Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck. Ursache dafür sei vor allem der westliche Lebensstil mit seiner Ernährung und zu wenig Bewegung. Von der Weltgesundheitsorganisation WHO sei Adipositas mittlerweile als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt.

Dass weltweit immer mehr Menschen viel zu dick sind, stellte auch eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) fest, die am Donnerstag in Paris und Berlin vorgestellt wurde. In allen untersuchten Mitgliedsländern hat sich demnach der Anteil der Fettleibigen zum Teil drastisch erhöht. Ein "dramatischer Anstieg, insbesondere bei Kindern" etwa in den USA, in Großbritannien und Australien macht Manfred Huber, einem Mitautor der Studie, besonders Kopfzerbrechen. Dadurch würden "mehr Ausgaben verursacht als durch den Tabakkonsum".

Politik gefragt

"Wir als Ärzte haben den Kampf gegen diesen western lifestyle längst verloren, eine Veränderung kann nur durch die Politik erfolgen", betonte am Donnerstag Friedrich Hoppichler, der Präsident der Österreichischen Adipositas-Gesellschaft, bei der ersten gemeinsamen Jahrestagung der Adipositasgesellschaften aus Österreich, Deutschland und der Schweiz im Salzburger Kongresshaus. Möglicherweise sei aber eine Veränderung gar nicht gewünscht, weil die betroffenen Menschen - wie die Raucher auch - früher sterben: "Die Prävention ist teurer als die Reparatur", so Hoppichler bei einem Pressegespräch am Rande der Tagung.

Österreich auf Platz sechs

In der weltweiten Rangliste der Fettleibigkeit belegt Österreich Platz sechs. Auf Rang eins liegt überraschend Griechenland vor den USA, Großbritannien, Deutschland und Finnland. Elf Prozent der Österreicher sind adipös, weitere 41 Prozent haben Übergewicht. "Wir haben immer noch den Stoffwechsel eines Steinzeitmenschen, leben aber in der Überflussgesellschaft des 21. Jahrhunderts", so Hoppichler. Der Hamburger Ernährungswissenschafter Joachim Westenhöfer betonte, dass in der heutigen Nahrung immer mehr Kalorien pro 100 Gramm seien. Zudem würden die Portionen immer größer ("im Kino werden die Popcorn in Putzeimern verkauft"). Außerdem würde heute oft nebenbei und zwischendurch gegessen. Das Fernsehen bezeichnete Westenhöfer als "Bewegungskiller" Nummer 1.

Eine Lösung des Problems, das mit seinen Folgeerkrankungen immerhin rund acht Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben verschlinge, könne bei der Ernährung nur erfolgen, wenn energiedichte Nahrungsmittel nicht mehr subventioniert würden, betonte der Ernährungswissenschafter. Im Städtebau sei eine Politik gefragt, welche die Menschen zur Bewegung etwa mit dem Fahrrad motiviere oder den Kindern viel Raum zum Bewegen gebe. (APA)