Peter Baum

Direktor des Kunstmuseum Lentos in Linz
In unregelmäßigen Abständen, dafür aber garantiert lösen sich die kleinen Schrauben, welche die Brillenbügel mit den Halterungen am Glas verbinden. Sie wiederzufinden ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, und auf manchen Reisen und an Wochenenden sind Optiker schwer zu finden. In der Not werd' ich da selbst zum Feinmechaniker und greife zu einer dünnen Büroklammer. Das hat sich in langjähriger Praxis zur Überbrückung bestens bewährt. Man biegt sie zu einer Geraden, fixiert beide Enden durch geschicktes Umbiegen. Es könnte zwar präziser repariert werden, aber die Seh-Welt kommt auf diese Art wieder in Ordnung.

Aleksandra Pawloff

Beatrix Bauer

Kindergartenpädagogin und -leiterin
Zuerst war ich angesichts dieses Themas ziemlich ratlos. Ich bin dann draufgekommen, dass wir eigentlich tagtäglich mit Notlösungen zu tun haben, ohne dass ich diesen Begriff aber negativ besetzen will. Es geht um Spontanität, Kreativität und darum, dass nicht alles perfekt sein muss. Wenn das Geld fehlt, etwas Tolles zu kaufen, bauen wir es halt selbst, zum Beispiel ein Haus aus Decken und Schachteln usw. Lehrmeister der Improvisation sind eigentlich die Kinder. Das Faszinierende dabei ist, dass die jeweiligen Lösungen für die Kinder gar keine Improvisationen sind. Sie sind sehr zufrieden mit ihrem Werk. Es wird einfach so, wie es wird. Wir haben zurzeit gerade einen Themenschwerpunkt Wald. Wir bauten aus einer Leiter, Vorhängen und gemalten Blättern einen Baum, auf den sie klettern können und zu Elfen oder sonst etwas werden. Wir Kindergärtner sind im Prinzip "nur" Hilfegeber.

Aleksandra Pawloff

Anne Bennent

Schauspielerin
Ich lebe prinzipiell mit sehr unkonventionellen Lösungen. Man nehme zum Beispiel meine Küche. Ich mag keine Einbauküchen, da verletze ich mich selbst, hau' mir immer den Kopf an den Türen an. Außerdem mag ich die Dinge sehen, die ich brauche. Ich hab' auch keinen Geschirrspüler, spüle gern selbst. Eigentlich schaut bei mir alles so aus. Berufsbedingt bin ich ein Wandervogel, meine Umgebungen sind improvisiert. Ich benutze Bierbänke, Ziegel und Biertische als Möbel, baue meine Lampen selbst. Da könnte man eine eigene Geschichte drüber machen. In diesem Sinne ist bei mir alles Notlösung oder eben gar nichts.

Aleksandra Pawloff

Thomas Viola

Unfallchirurg
Bei Prellungen oder anderen Verletzungen, bei Schwellungen oder Hämatomen empfehle ich als eine Art Alltagsnotlösung ein tiefgekühltes Sackerl Erbsen. Das bietet sich anstelle eines kalten Umschlags wunderbar an. Man nimmt also das Sackerl, haut ein paar Mal drauf, damit man es verformen kann, packt es in ein Tuch und legt es auf die betreffende Stelle des Körpers. Das passt sich dann gut an. Länger als 15 Minuten sollte man es aber nicht machen. Bei mir selbst habe ich diese Methode noch nicht angewendet. Ich passe sehr gut auf. Da ich seit vielen Jahren als Chirurg arbeite, kenne ich die ganz dunklen Seiten der Verletzungsgefahr. Ich habe allerdings auch vier Kinder, bei denen kam das Erbsensackerl sehr wohl zum Einsatz.

Aleksandra Pawloff

Christian Lugar

Installateur
Ein gut funktionierender Schmäh, wenn zum Beispiel eine Dichtung kaputtgeht, ist das Hilfsmittel Mousepad. Also nehmen wir an, die Dichtung ihres Abflusses vom Waschbecken tut ihren Dienst nicht mehr. Man nehme das Mousepad und schneide so lange Gummiringerln aus, bis eins passt. Da muss man halt ein bisschen probieren. So was hält wahrscheinlich sogar ziemlich lange dicht. Vielleicht kann man es sogar dabei belassen. Auch wenn man die Dimension einer Dichtung nicht kennt oder es für den Abfluss keine entsprechende Dichtung mehr gibt, stellt das eine gute Notlösung dar. Worauf man in meinem Job ebenfalls relativ häufig trifft, sind Gartenschläuche als Rohrleitungen. Ich hab' sogar schon gesehen, dass solche Schläuche als Gasleitungen missbraucht wurden. Das ist dann aber echt gemeingefährlich.

Aleksandra Pawloff

Angelica Wätterbäck

Ikea Infoschalter
Anstatt einer Pinnwand oder einer Tafel verwende ich ein breites Klebeband und picke Zettel dran. Auf diesen stehen dann Nachrichten für Kollegen, wichtige Durchsagen oder Dinge, die zu erledigen sind. Die Zettel sind jeweils zerschnipselte Speisezettel von den Vorwochen, wir beschreiben die Rückseiten. Das gehört irgendwie zum Konzept bei Ikea. Die Notizen kleben dann an unseren Bildschirmen oder Mikros.

Text: Michael Hausenblas; Fotos: Aleksandra Pawloff
(Der Standard/rondo/17/10/2003)

Aleksandra Pawloff