Ich glaube auch, dass man vor allem Kinder mit Düften spielerisch herausfordern soll. Viele Erwachsene sind immer noch nicht selbstbewusst genug, sich auf ihr eigenes Urteil zu verlassen. Daher sollte man ihnen so viel Information wie möglich in die Hand geben, damit sie sich dann eine Meinung bilden. Dazu gehört auch zu erkennen, dass es beim Wein eigentlich kein Falsch oder Richtig gibt. Tatsache ist ebenfalls, dass einige Kollegen diesen Prozess nicht gerade fördern. Sie sagen, sie schreiben die Wahrheit über einen Wein - was stimmt, aber es ist ihre Wahrheit.
Sie haben im Herbst 2002 mit dem Journalisten Tim Atkins und dem Weinhändler Jan-Erik Paulson eine Verkostung Grüner Veltliner versus Chardonnay in London organisiert, deren Ergebnis Wein-Österreich in Entzücken versetzte, weil die Veltliner besser abschnitten als so mancher der hochwertigen Chardonnays. Gab es daraus auch langfristige Effekte?
Vor allem einmal, dass Grüner Veltliner ernst genommen wird. Das Ergebnis war vor allem deshalb so erstaunlich, weil viele konservative Gaumen am Werk waren. Ich muss gestehen, dass ich dem einen oder anderen Chardonnay den Vorzug gegeben hätte. Aber ich habe den Grünen Veltliner sehr zu schätzen gelernt, früher hab' ich immer Riesling verlangt.
Österreichischer Wein wird also wahrgenommen. Über welches Qualitätsniveau sprechen wir dabei?
Es sind definitiv die hohen Qualitäten wie Smaragd, natürlich einige Kracher-Weine. Österreichische Weine in einem preisgünstigeren Segment sind so gut wie nicht vorhanden.
Was ist mit österreichischen Rotweinen? Die haben ja einen Boom erlebt. Bis vor einiger Zeit hatte ich das Gefühl, dass tendenziell zu viel neues Barrique verwendet wurde. Und eine weitere Bordeaux-artige Cuvée mit Cabernet hätte sicher Probleme, sich zu etablieren angesichts der Konkurrenz. Aber die junge Generation hat schon einiges anzubieten. Sankt Laurent z. B. bringt sehr gute Weine.
(DerStandard/rondo/Luzia Schrampf/17/10/03)
Lifestyle
Ein Lexikon im Wandel
Die britische Weinjournalistin und Buchautorin Jancis Robinson über Geschmacksentwicklung und die Auswirkung von Verkostungen