Wien - Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat am
Mittwochabend vor Vertretern heimischer Börse notierter Unternehmen
erläutert, warum sich in seinem am Sonntag offen gelegten Privatdepot
keine österreichischen Werte befinden. "Ich habe das bewusst so
gemacht. Wenn ich etwa die Aktie eines ÖIAG-Unternehmens hätte, kann
ich mir die politische Diskussion, die dann ausbrechen würde, gut
vorstellen", sagte Grasser bei der Verleihung des Börsepreises 2003
in Wien.
Grasser, der in den vergangenen Jahren routinemäßig für den
österreichischen Kapitalmarkt geworben hat, besitzt - bis auf einen
Nebenwert - laut Offenlegung keine in Wien notierten Aktien.
Belustigt reagierte der Finanzminister auf die zuletzt laut
gewordene Kritik, zwischen seinen Goldminenaktien und seiner
Regierungsposition könne eine Unvereinbarkeit bestehen. Manche
verstünden die Marktwirtschaft wohl so, dass "Finanzminister
Kursbewegungen verordnen", meinte Grasser ironisch. Durch die enge
Zusammenarbeit zwischen den EU-Finanzministern, den EU-Notenbanken
und der EZB könne durchaus ein "Insiderwissen" über künftige
Kursbewegungen bei Gold bestehen, hatte etwa der geschäftsführende
SPÖ-Klubobmann Josef Cap gemeint.
Grasser, der die Regierung "als quasi natürlichen Freund des
Kapitals" bezeichnete, hob bei seiner Rede die Reformen hervor, die
den Wiener Kapitalmarkt in den vergangenen Jahren "aus dem Schlaf
geküsst" hätten. Wien sei "ein hervorragender Markt", auf den er
persönlich gerne setzen würde, wenn er es politisch tun könnte,
meinte der Finanzminister. (APA)