Wien - Das bekannte Männer-Obdachlosenheim in der Meldemannstraße in Wien-Brigittenau wird Ende Oktober endgültig geschlossen. Bis zum 8. November dürften alle rund 230 Heimbewohner in das neu errichtete Haus in der Siemensstraße in Floridsdorf umgezogen sein, sagte die Hausleiterin der Meldemannstraße. Sie sieht in dem Umzug auch einen Abschluss mit dem "alten System".

In den vergangenen 40 bis 50 Jahren habe man oft versucht, "die Obdachlosen wegzusperren". Mit dem Heim in der Meldemannstraße werde das "letzte Haus, das noch diesen Geruch hat, geschlossen. Jetzt gibt es keine solchen Häuser mehr mit so einem Verwaltungssystem", zeigte sie sich zufrieden. Man müsse versuchen, gemeinsam mit den in die Obdachlosigkeit geschlitterten Menschen Ziele zu entwickeln. Der Neubau in der Siemensstraße sei hier ein entscheidender Fortschritt.

Obskures Ziel für Touristen

Statt "sanitärem Übelstand" gebe es jetzt "sanitären Wohlstand". Für jeweils sechs Bewohner gebe es WC und Dusche. Bisher sei dieses Verhältnis bei etwa eins zu 22 gelegen, meinte Wintersberger. In der neuen Unterkunft seien auch für jeweils zwölf Personen Aufenthaltsräume und Küchen vorgesehen. Damit könne sich auch ein Gemeinschaftsleben entwickeln. Abzuwarten sei, ob auch tatsächlich alle Bewohner in das neue Haus umziehen werden. Angeboten habe man es natürlich jedem, ob sie das Angebot aber auch annehmen, werde sich erst zeigen.

Das Männerheim Meldemannstraße gibt es seit 97 Jahren. Unter anderem mit Geldern der Familie Rothschild erbaut, galt es in den ersten Jahren als Vorzeigeprojekt. Von 1910 bis 1913 lebte Adolf Hitler in dem Heim. In den Sommermonaten war es darum immer wieder vorgekommen, dass Touristen das Haus besichtigen wollten. (APA)