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Wien – Sozialstaatssekretärin Ursula Haubner (FP) lud Montagnachmittag zu einem runden Tisch zum Thema Kinderbetreuungsplätze. Geladen waren eigentlich die zuständigen Landeshauptleute, gekommen sind deren Referenten. In Haubners Büro sah man einen ersten Schritt zur Lösung der Kinderbetreuungsmisere.

"Zu geringes Bekenntnis"

IHS-Soziologin Angela Wroblewski sieht in diesem Faktum "ein viel zu geringes Bekenntnis der öffentlichen Hand, Kinderbetreuung zu fördern. Das ist ein Signal an die Frauen, dass ihre Erwerbstätigkeit nicht wirklich erwünscht und akzeptiert ist." Daher werde die "Polarisierung zwischen Frauen mit relativ guten Arbeitsmarktchancen und jenen mit schlechten Einkommenschancen stärker". Wer es "irgendwie" schafft, bleibt im Beruf, die anderen Frauen steigen aus.

Auch Arbeiterkammerpräsident Herbert Tumpel sieht im Betreuungsdefizit das größte Hemmnis für die Erwerbstätigkeit von Frauen. 2001 konnten in Österreich 17,6 Prozent der Frauen zwischen 25 und 54 Jahren wegen familiärer Verpflichtungen nicht arbeiten gehen – in Schweden nur 1,8 Prozent, in Norwegen 2,5.

SPÖ fordert Rechtsanspruch der Eltern auf Kinderbetreuungsplatz

Die SPÖ will einen Rechtsanspruch der Eltern auf einen Kinderbetreuungsplatz. Dazu müsste aber endlich der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen gedeckt sein, sagte SP- Bundesgeschäftsführerin Doris Bures. In den nächsten fünf Jahren müssten 100.000 Betreuungsplätze, in zehn Jahren 100.000 Ganztagsschulplätze geschaffen werden.

Grüne: "Ball wird zwischen Bund und Ländern hin- und hergeschupft"

Grünen-Familiensprecherin Sabine Mandak ging davon aus, dass "der Ball der Verantwortung zwischen Bund und Ländern hin- und hergeschupft werden wird. Den Preis dafür bezahlen die Eltern und Kinder."

Mandaks VP-Kollegin Ridi Steibl kritisierte die Opposition, die "stur" an überholten Konzepten festhalte.

In der ÖVP-Burgenland sieht man das anders: "Wenn sich der Bund schon um Angelegenheiten kümmert, die nicht in seine Zuständigkeit fallen, dann fordere ich eine entsprechende finanzielle Hilfe durch den Bund", so Vizelandeshauptmann Franz Steindl. 100 Millionen Euro seien nötig, anderenfalls frage er sich, ob der runde Tisch nur eine "mediale Seifenblase" sei. (nim/DER STANDARD, Printausgabe, 14.10.2003)