Mira Valensky ist eine Krimiheldin, die sich vor allem durch eines auszeichnet: Normalität. Nicht zu dünn, nicht zu dick, nicht gerade brillant, aber gar nicht dumm, sie hat keine herausragenden Eigenschaften, Beziehungen, Krankheiten, Fehler - außer vielleicht, dass sie Kokosflocken, gestreut über Gurken-Speck-Involtini, für einen "besonderen Reiz" hält, wobei wir dann doch bei etwas sind, das sie von den Myriaden auf Buchseiten ermittelnden Profis und Nichtprofis unterscheidet: Sie kann kochen, und zwar so, dass sie, als Not am Koch ist, in einem Haubengasthof einspringen darf.

Dort spielen sich am Anfang kurios-lästige, später bedrohliche Dinge ab: Freunde des faschierten Wirtshausbratens weghören, es landet nämlich sogar die Hand des (toten) Fernsehkochs in der Faschiermaschine. Mira verbindet das Unangenehme mit dem Nützlichen, sie bleibt an der Geschichte dran, denn erstens tut ihr die nicht immer ganz so sympathische Spitzenköchin Billy Winter Leid, zweitens ist sie Journalistin, damit schon von Natur her ein busybody und muss auch Geschichten abliefern, was drittens zu einer Recherche führt, die nicht wirklich den Täter produziert, der ist aber am Ende doch da, und wir sagen es nicht, wer es ist, einer aus der Kochszene, no na. Dem Manfred Buchinger, bei dem sich Eva Rossmann ihr nicht unbeachtliches Küchen-Fachwissen zugelegt hat - am Schluss weiß wahrscheinlich auch Katze Gismo, was eine "Mise en place" ist -, wird gebeten, anders als der "Apfelbaum"-Wirt sein Landgasthaus nie im Stich zu lassen und an aufstrebende JungköchInnen zu verpachten, andererseits, wieso nicht, wenn dafür am österreichischen Krimimarkt gschmackig aufgekocht wird. (Von Gudrun Harrer/DER STANDARD; Printausgabe, 11./12.10.2003)