Wien - "Wir haben ohnehin eine 40-Stunden-Woche." Mit diesem Argument lehnt die Pflichtschullehrergewerkschaft die FPÖ-Forderung nach Erhöhung der Lehrverpflichtung für Volks- und Hauptschulen ab. FP-Bildungssprecherin Mares Rossmann sprach am Freitag allerdings nur mehr von einer erhöhten "Anwesenheitspflicht". Das bedeute nicht unbedingt eine Ausweitung der Arbeitszeit. Den Widerstand der Gewerkschaft sieht sie als Versuch, "einen geschützten Bereich zu erhalten".

Aus der ÖVP erhalten die Lehrer Rückendeckung. "Ich sage ein klares Nein zur Anhebung der Lehrverpflichtung", so OÖ-Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer. Und er ist auch kein Fan der Ganztagsschulen, wie sie von der SPÖ letzte Woche gefordert wurden: "Jede Zwangsverpflichtung ist abzulehnen."

"Zwangstagsschule"?

Damit macht sich Enzenhofer allerdings auch zum innerparteilichen Gegner des steirischen VP-Landesgeschäftsführers Andras Schnider, der gegen den schwarzen Kurs einer Diskussionsverweigerung in Sachen Ganztagsschule aufmuckt. Schnider wird demnächst sogar auf einem Podium der SP-Zukunftswerkstätte mit diskutieren.

Letzten Mittwoch fand in der Zentrale der Bundespartei in Wien ein "Bildungsausschuss" statt, in dem sich kaum jemand mit Schnider zu solidarisieren wagte. Doch der kämpferische Steirer will sich nicht mundtot machen lassen. "Ich setze mein wissenschaftlich-pädagogischs Ethos über parteipolitische Ideologien", sagt der Religionspädagoge. Es gehe ja nicht um eine "Zwangsverordnung", sondern um ein freiwilliges pädagogisches Modell (der Verschränkung von Unterrichts-und Freizeit). (mon/DER STANDARD, Printausgabe, 11./12.10.2003)