Ein Duell von ungewöhnlicher Härte sorgt derzeit in Italien für Diskussionen. Akteure des Schlagabtauschs sind der Autor Antonio Tabucchi und der bekannte Journalist Giuliano Ferrara, die sich in der Öffentlichkeit vehement bekriegen. Ferrara gilt als Vertrauter des italienischen Premiers Silvio Berlusconi, Tabucchi als einer der härtesten Kritiker des Regierungschefs.

Auslöser der Polemik war ein Bericht der linken Tageszeitung L'Unitá über ein nächtliches Treffen zwischen Berlusconi, dessen Vize Gianfranco Fini und Giuliano Ferrara: "Ein seltsames Gipfelgespräch". In seiner Tageszeitung Il Foglio schoss Ferrara am nächsten Tag zurück: "Wenn man mich umbringt, sind Antonio Tabucchi und (Unitá-Chefredakeur) Furio Colombo verbal die Auftraggeber." Der Schriftsteller meldete sich in der französischen Tageszeitung Le Monde zu Wort: Ferrara habe eine Fatwa all'Italiana gegen ihn ausgesprochen und wolle ihn zum Schweigen bringen.

"Hinrichtungskommandos aus von Berlusconi besoldeten Journalisten besudeln Italien", wetterte Tabucchi in dem Leitartikel. Die Schlammschlacht animierte auch den Forza-Italia-Koordinator Sandro Bondi dazu, in den Sattel zu steigen: "Man muss täglich L'Unitá lesen, um den Hass, die Verleumdung, die Lügen und persönlichen Aggressionen der Linken zu begreifen", ereiferte sich Bondi, der selbst lange Kommunist und Stammleser der Zeitung war.

Tiefe Spaltung

Auch Ferrara, der sich vom Kommunisten zum CIA-Informanten und schließlich zum Berlusconi-Intimus mauserte, legte noch ein Scheit nach: Ein Verrückter, der den "wahnsinnigen Aussagen Tabucchis glaubt", könne ihn "abknallen wie ein Rind im Schlachthof".

Der Jargon der Auseinandersetzung wirkt auf viele Italiener befremdend. Andere werten ihn als "Symptom dafür, wie tief das Land gespalten ist". Für den Corriere della Sera sind die "paranoiden Attacken" zu viel des Guten. Er forderte die Kontrahenten in einem Leitartikel auf, "gefälligst den Tonfall zu dämpfen". La Repubblica warf beiden vor, "Phantome aufzubauen, um dagegen anzurennen".

Fazit der Zeitung: "Sie führen einen Kampf gegen Windmühlen." (DER STANDARD; Printausgabe, 11./12.10.2003)